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Montag:
Jakobus 5,7-9
„Widereinander zu seufzen“ ist das Gegenteil der Geduld, also die Ungeduld. Der Ungeduldige
braucht Korrektur. Das meint „gerichtet werden“. Richten ist zurechtbringen. Je größer und
nachhaltiger die Ungeduld, desto größer der Korrekturbedarf, desto größer ist dann aber auch
die Demütigung dadurch. Davor möchte Jakobus die Adressaten bewahren.
Die Korrektur der Ungeduld erfolgt mit dem Kommen des Herrn. Das ist ein sehr
zuversichtlicher Gedanke. Jakobus geht offenbar davon aus, dass alle Ungeduld
ein Ende hat, indem sie Korrektur erfährt, bei den Offenen, indem sie Geduld
lernen, bei den Verschlossenen, indem ihre Ungeduld auf eine letzte Grenze stößt,
an der sie endet. Das Kommen des Herrn ist das Kommen des Friedens. Die
Überwindung der Ungeduld geschieht durch Geduld. Der Unfriede wird nur durch
den Frieden besiegt.
Nach Jakobus ist das Kommen des Reiches Gottes ein Wachstumsgeschehen. Es ist schon
da und doch auch noch verborgen. Es reift aus. Dazu gehören Durchbruchserfahrungen
wie das Durchdringen des Keims aus der Erde ins Licht und das Aufplatzen von
Knospen. Die positive Seite der Geduld ist die achtsame Wahrnehmung dessen,
was schon gewachsen ist, und der entsprechende Umgang damit. Die
Durchbruchserfahrungen sind die erfreulichen Zeichen der Zeit, aber sie sind
nicht das Entscheidende. Vor allem kommt es auf die Angemessenheit des Umgangs
mit dem Wachstum an. Wir können es nicht bewirken, aber wir können es pflegen,
und reife Früchte wollen zur rechten Zeit geerntet sein. Das wahrzunehmen
und zu tun ist Geduld als Achtsamkeit.
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