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18. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das höchste Gebot
Wochenspruch: „„Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt,
dass der auch seinen Bruder liebe.“
1. Johannes 5,4 |
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Dienstag:
Markus 10,17-27
„Unmöglich“ bedeutet, dass es eine Grenze des eigenen Frömmigkeitsstrebens gibt, die notwendig
zu überschreiten ist, wenn wir dorthin gelangen wollen, wo Gott uns haben will, die wir aber
aus eigener Kraft nicht überschreiten können. Demnach ist auch die Aufforderung Jesu an den
„reichen Jüngling“, sich von seinen Gütern radikal zu trennen, etwas Unmögliches für diesen.
Und demnach ist sein Problem auch das aller Menschen, die den Zugang in Gottes Reich suchen.
Das völlige Loslassen ist die Voraussetzung zur völligen Nachfolge, und nur als solche ist
sie ungeteilt und echt. Und nur darin liegt die völlige Freiheit von aller Versklavung.
Die Jünger sind schockiert, aber das zeigt nur, dass sie immer noch denken, wahrer
Gottesglaube sei ein eigenes Produkt, das sie durch eigenes frommes Bemühen schon
hervorbringen würden. Jesus sagt lediglich mit deutlichen Worten, dass dies ein
Selbstbetrug ist. Wahrer Gottesglaube im Sinne einer lebendigen Beziehung ist
ganz allein Gottes Werk in uns. Und so ist auch das, was die Authentizität
dieses Glaubens letztlich ausmacht, ganz allein sein Werk.
Die Eigentümlichkeit dieses Werkes besteht dem Text nach darin, dass Gottes Geist
uns wie in einem Geburtsvorgang über die Grenze hinweg befördert. So wie bei der
natürlichen Geburt die Fruchtblase platzt und das Kind durch die extreme Enge
des Geburtskanals gedrängt wird, treibt uns die Kraft Gottes aus dem Schutz und
Lebensraum des Systems der natürlichen Bedürfniserfüllung heraus. Für das Kind
ist dieser Weg ins Leben reines Trauma, denn es erfährt ihn als angstvolles
Hinausgedrängtwerden aus aller Geborgenheit in den Tod. Dem entspricht genau
das Bild vom Kamel, das durch ein viel zu enges Tor gedrückt wird, durch
das es eigentlich gar nicht kommen kann.
Diesen Worten Jesu nach kann der Weg zur ewigen Gemeinschaft mit Gott nur durch
diesen traumatischen Tunnel führen, in dem alle Wärme, alle Geborgenheit und
Sicherheit verloren gehen. Das meint das Neue Testament, wenn es von „Wiedergeburt“
spricht.
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