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Estomihi
Leitmotiv: Der Weg zum Kreuz
Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,
und es wird alles vollendet werden,
was geschrieben ist durch die Propheten
von dem Menschensohn.“ Lukas 18,31 |
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Inhaltliche Zusammenfassung
Der Kreuzweg der Passion ist die Durchkreuzung aller schönen und erhabenen Vorstellungen
davon, welchen Weg die Liebe in der Welt nimmt. Darum ist, wie Paulus auf Griechisch sagt,
das Kreuz ein „Skandalon“ - skandalös, überaus anstößig. Das wirklich Anstößige daran ist
nicht der Weg Jesu, sondern die Erfahrung, dass wir in seiner Nachfolge ebenfalls Passion
erleben. Im „Für uns“ des Weges Jesu können wir Sinn finden, aber wenn unser Weg ihm nach
zum Kreuzweg wird, kann uns das sehr schwer werden (Wochenspruch Lk 18,31).
Unsere eigenen Kreuzwege stellen uns vor die Wahl, entweder uns selbst oder Gott zu
verleugnen. Die Versuchung, Gott zu verleugnen, liegt in dem scheinbar logischen
Schluss, dass sein Verhalten uns gegenüber unmöglich als Liebe bezeichnet werden
kann: Gott ist gegen uns! Selbstverleugnung widersetzt sich mit allem Nachdruck
dieser scheinbar völlig überzeugenden Logik (Evangelium Mk 8,31-38).
Jeder Kreuzweg erhält nur durch die Liebe Sinn. Was Liebe ist, müssen wir oft mühsam
buchstabieren, besonders dort, wo es um die göttliche Liebe geht. Aber die Bibel lädt
uns ein, durchaus von unserer menschlichen Liebe auf die göttliche zurückzuschließen
(1Kor 13,1-13).
Um die göttliche Liebe verstehen zu können und in ihrer Kraft die eigenen Kreuzwege
zu bestehen, brauchen wir die Übung des kontemplativen Hörens. Verstehen können wir
nur in der gelebten Liebesbeziehung zu Gott, die vor allem darin besteht, dass Gott
redet und wir hören. Zum Hören müssen wir hin-hören (Lk 10,38-42).
Weil jeder Kreuzweg nur durch die Liebe Sinn erhält, geht es dabei immer in irgendeiner
Weise um wahrgenommene Verantwortung. Passion ist die Leidenserfahrung, die dadurch
entsteht, dass ein Mensch gehorsam seiner Berufung folgt, auch wenn das zu großen
Schwierigkeiten führt. Jede Berufung gilt dem Dienst an der Gemeinschaft (Amos 5,21-24).
Sein Kreuz anzunehmen ist etwas anderes als Fatalismus. Geduldig zu tragen ist nur das, was
unabänderlich ist und was um der Liebe willen Sinn macht. Niemals ist für den Glaubenden
die Akzeptanz des Kreuzwegs gleichbedeutend mit dem Aufgeben der engagierten Hoffnung auf
die Erfahrung, dass Gott sich sehr konkret über ihn erbarmt (Lk 18,35-43).
Wir leben in dem Maß verantwortlich, wie wir Verantwortung übernehmen. Sich zum reinen
Befehlsempfänger degradieren zu lassen ist bequem für den Empfänger wie für den Befehlenden,
aber es ist nicht verantwortlich. Leben in Verantwortung ist Leben in der Freiheit
verantwortlichen Entscheidens. Gott mutet sie uns zu (Jes 58,1-12).
Vorschläge zur Vertiefung
- Wie haben Sie in der Vergangenheit die Durchkreuzung Ihrer eigenen Vorstellungen
vom Leben erfahren? Was ist daraus geworden?
- Was bedeutet es für Sie persönlich, das auferlegte Kreuz anzunehmen?
- Meditieren Sie den Passionsweg Jesu.
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