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Samstag: Wochenspruch
Mir scheint, dass man auch schreiben könnte: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet, indem
wir nicht auf unsre Gerechtigkeit vertrauen, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“
Jedenfalls liegt ja in diesem Vertrauen der Sinn und das Wesen des Gebets. Zu beten
heißt nicht, Gott zu einem Handeln zu bewegen, das er uns vorenthalten würde, wenn wir
nicht beten würden. Die Vorstellung, Beten würden bedeuten, „Gottes Arm zu bewegen“,
ist falsch. Beten kann nur Ausdruck des Vertrauens auf die große Barmherzigkeit Gottes
sein, oder auch klagendes und manchmal verzweifeltes Ringen um dieses Vertrauen. Aber
Beten ist mitnichten Einflussnahme auf Gott.
Beten ist das schlichte, unentwegte Festhalten an der Vertrauenswürdigkeit Gottes.
Die Danielgeschichte führt uns das einladend vor Augen: Daniel lässt sich durch die
äußeren Umstände in keiner Weise vom gewohnten Ritual der Vertrauensbezeugung zu
diesem Gott der großen Barmherzigkeit abbringen, auch dann nicht, als er denunziert
wird und hingerichtet werden soll.
Beten ist die schlichte Haltung eines Kindes, für das unerschütterlich fest steht,
dass seine Eltern da sind und es vollkommen sicher behüten, umsorgen und ermutigen,
auch wenn es nichts davon sieht und spürt. Diese Haltung macht das Beten aus,
nicht die Worte.
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