|
Montag:
2. Korinther 4,6-10
„Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein
in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ Der Satz will genau betrachtet sein:
1.) Wenn Licht aus der Finsternis hervorleuchtet statt in die Finsternis hinein,
wie wir erwarten würden, dann ist das Licht entweder ein Produkt der Finsternis oder es
ist eine neue Schöpfung. Ersteres kann nicht sein, also bleibt nur Letzteres. Das heißt:
Das Licht des Glaubens in unseren Herzen ist Gottes Produkt in uns. Darum kann es nicht
verlöschen, mag der Docht auch nur noch glimmen.
2.) Sinn dieses Lichtes ist aber nicht glimmender Docht, sondern heller Schein zu sein.
Wenn es uns erleuchtet, entsteht dadurch wiederum Erleuchtung in unserer Umwelt, so wie mit
einer brennenden Kerze die nächste angezündet wird.
3.) Diese Erleuchtung in uns und den Andern bringt nicht uns selbst zum Vorschein,
sondern das „Angesicht Jesu Christi“. Das Licht des Glaubens macht sein Antlitz für uns
sichtbar: Wir sehen niemand als Jesus allein (Text von gestern). Die Leuchtrichtung des
Glaubenslichts ist nicht ich-zentriert, auch nicht du-zentriert, sondern Jesus-zentriert.
Das heißt nicht, dass wir uns und die Andern nicht auch in diesem Licht betrachten und
verstehen, aber immer nur im Bezug auf sein Antlitz.
4.) Unser Glaubenslicht vereint sich auf diese Weise mit dem Licht, das von Gott
selbst ausgeht. Wenn unser Glaubenslicht dem Schein dieses Lichtes begegnet („Herrlichkeit“
ist besser mit „Schein“ zu übersetzen), dann blendet er uns nicht. Der unsichtbare Gott
erscheint sichtbar für uns, seine Sichtbarkeit ist das „Angesicht Jesu Christi“.
5.) Dieses Angesicht sagt uns, dass wir von Gott und bei Gott angesehen sind. Es ist
reine Freundlichkeit. Es ist die Liebe. Wenn wir sie durch das Licht des Glaubens sehen,
schwindet alle Furcht.
Weil Paulus Erleuchtung in dieser Weise erfährt, kann er die beängstigenden, hässlichen
Erfahrungen seines Lebens positiv bewerten. Sie können nicht daraus hervorgehen, dass
Gott gegen ihn ist. Das „Angesicht Jesu Christi“ überzeugt ihn von der vollkommenen
Vertrauenswürdigkeit Gottes unter allen Umständen. Damit hat die Möglichkeit, Gott
würde ihn aus unverständlichen Gründen drangsalieren, etwa um ihn sehr hart zu erziehen
oder zu bestrafen, in seiner Logik keinen Platz. Es muss ihm wirklich alles zum Besten
dienen. Das Beste erkennt er in der Wahrnehmung, dass die Anfechtung, wie stark sie
auch sei, immer nur die Funktion eines Blasebalgs haben kann: Sie kann die Flamme
des Glaubens nie auslöschen, sie kann sie immer nur entfachen. Darin bewahrheitet
sich, dass nichts ihn von der Liebe Gottes trennen kann.
|
|