Ewigkeitssonntag
Leitmotiv: Das ewige Zuhause
Wochenspruch: „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“ Lukas 12,35




Predigt
zum Text
Samstag: Wochenspruch

Die Lenden zu umgürten heißt Aktivität: Man raffte seine Tunika etwas hoch, um mehr Beinfreiheit zu ermöglichen. So konnte man viel besser laufen und kämpfen. Die Lichter brennen zu lassen heißt hingegen Passivität. Das Licht in uns brennt von selbst, es wird nicht stärker, wenn wir ihm nachhelfen wollen, sondern flackert dann nur, es wird durch unser angestrengtes Bemühen zu leuchten nur verdeckt. Jede Flamme brennt am besten ruhig.

Damit ist deutlich, dass Aktivität und Passivität des christlichen Lebens zwei voneinander geschiedenen Bereichen angehören. In unserm Innersten, dort, wo der Leuchter steht, hat Aktivität nichts zu suchen. Sie schadet nur. Aber unser Äußeres braucht beständig die Aktivität, um nicht zu verkommen. Wer sich hängen lässt, hängt fest und kommt nicht mehr weiter; wer sich gehen lässt, geht in die Irre.

Es ist genauso falsch, das Innere zu leugnen, wie das Äußere gering zu achten. Der Weg nachhause wird dadurch unnötig erschwert. Die Aktivität des äußeren Lebens, die vita activa, ist das zielstrebige, willentliche Weitergehen allen Widerständen zum Trotz. Es geht weiter, wenn ich weitergehe! Die Passivität des inneren Lebens, die vita contemplativa, ist die Ruhe und Gelassenheit, die innere Freiheit, das Nicht-Getrieben-Sein, die Souveränität, das Gleichmaß des Atems, Achtsamkeit und Takt, die Vergewisserung der Sinnhaftigkeit, das Bleiben bei sich selbst. Das macht den Gang beständig, fest, geradlinig wie auch flexibel, unbeirrt, ausgeglichen. Das ist die Kunst des Lebens: Selbst bei den größten äußeren Schwankungen und Erschütterungen innerlich ruhig zu bleiben. Das ruhige Brennen der inneren Flamme durchstrahlt und ordnet dann auch alle noch so konzentrierte Aktivität.

Insofern gebührt der Kontemplation die Priorität. Eins ist not: Lass die Flamme ruhig brennen, dann kann Marta ruhig rennen. Das mindert den Wert der Vita activa keineswegs, es nimmt ihr nur allen Druck. Martas „Seligkeit“ hängt nicht von ihren guten Taten ab. Aber die guten Taten hängen vom inneren Frieden ab. Wenn nicht, wird ihre Qualität tatsächlich sehr fragwürdig.


E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020