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Donnerstag:
Markus 13,31-37
Wenn allein Gottvater das Datum des neuen Himmels und der neuen Erde weiß, dann handelt
es sich um ein rein jenseitiges Wissen, ein Datum aus der Ewigkeit, einen Zeitpunkt jenseits
der Zeit. Die jenseitige Zeit ist qualitativ anders als die diesseitige - sie ist eben
Ewigkeit. Die Ewigkeit ist aus der diesseitigen Perspektive immer gleich nah, auch wenn
wir ganz unbehelligt, ungestört in der Diesseitszeit unterwegs sind. In jedem Augenblick
kann sie in die Kontinuität der Diesseitigkeit einbrechen.
Wachsamkeit ist darum, so sagt Jesus, der einzige angemessene Modus des Umgangs
mit den letzten Dingen, die man in der Theologie unter den Fachbegriff der
Eschatologie fasst. Zu jeder Zeit sind die letzten Dinge gleich nah. Zu jeder
Zeit kann das Ende des Diesseits eintreten. Zu jeder Zeit kann jeder Mensch
genötigt sein, durch die Tür ins Jenseits zu gehen. Wir nennen das „Tod“, aber
dieser Gesichtspunkt steht für Jesus gar nicht im Vordergrund. Für ihn ist es
Übergang zum Ziel allen Daseins.
Alles, was sich zuletzt in der Ewigkeit und aus der Ewigkeit kommend vollzieht,
steht uns, weil nur der Vater es begreift, nur in Bildern zur Verfügung. Alle
eschatologischen Aussagen der Bibel, auch das ganze Buch der Offenbarung, sind
nicht selbstredend, sondern Mysterien in Bildern. Die eschatologische Bildersprache
der Bibel hat nur den einen Sinn, uns wachzuhalten.
Wachsamkeit ist Achtsamkeit.
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