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Drittletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Reich Gottes
Wochenspruch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade,
siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“
2. Korinther 6,2 |
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Montag:
Römer 14,7-9
Paulus unterscheidet mindestens drei grundverschiedene Daseinsweisen des an Christus
glaubenden Menschen. Da ist zum einen der nach außen hin wahrnehmbare Mensch mit seinen
Eigenheiten und Eigenarten, eingegrenzt und vom Andern getrennt, nur bedingt
gemeinschaftsfähig. Darum geht es im Kontext: Jeder hat seine Biografie, die
ihn festlegt in dem, was ihm wichtig ist und was nicht, seine Prägung mit ihren
wunden Punkten. Das ist der äußere Mensch. Ethisch entscheidend ist aber der
innere Mensch, der die Verantwortung für den äußeren trägt, weil er auf ihn guten
oder schlechten Einfluss nehmen kann.
Die besonders kontrollbedürftigen Christen im Kontext fordert Paulus darum auf,
ihre Not der Ängstlichkeit nicht zur Tugend zu machen und daraus Machtansprüche
gegen die besonders freiheitsbedürftigen Mitchristen abzuleiten. Die
Freiheitsbedürftigen wiederum fordert er auf, die Gemeinschaft mit den
Kontrollbedürftigen nicht unnötig durch übermäßige Freiheitsansprüche
auf’s Spiel zu setzen. Paulus appelliert also an beider innere Menschen,
die Vorlieben ihrer äußeren Menschen um der Gemeinschaft willen zu zügeln.
Er begründet das aber nicht allein mit dieser Dualität der Daseinsweisen, sondern
mit einem weiteren Beziehungsverhältnis im Einzelnen, nämlich dem zwischen dem
inneren Menschen und Christus. Der Christus in uns ist die dritte Daseinsweise.
Der innere Mensch und die Innewohnung Christi durch den Glauben sind nicht
identisch. Wie dem inneren Menschen der Vorrang über den äußeren gebührt, so
auch Christus über den inneren. Der innere Mensch ist psychologisch zugänglich
als das Selbst des Menschen, der innewohnende Christus hingegen ist
unzugängliches Geheimmnis des Glaubens. Gerade darum kann Paulus aber
hier so optimistisch davon reden. Im Glauben, in der Hoffnung und um
der Liebe willen geht er auch dort, wo im äußeren Verhalten nichts davon
zu sehen ist und der innere Mensch offenbar gespalten ist, davon aus,
dass der innewohnende Christus mit unanfechtbarer Konsequenz sein Werk
an ihm tut, indem er ihn in sein Sterben und Auferstehen hineinzieht.
„Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied, wo mein
Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit“ (Paul Gerhardt).
So kommt das Reich Gottes selbst dort, wo nichts davon zu sehen
ist, und keiner hat das Recht, das dem einzelnen Mitchristen
abzusprechen.
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