Drittletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Reich Gottes
Wochenspruch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ 2. Korinther 6,2



Freitag: 1. Thessalonicher 5,1-11

Wer „Kind des Tages ist“, braucht sich vor dem Tag nicht zu fürchten, wer „Kind des Lichts“ ist, nicht vor dem Licht. Wer wach ist, muss nicht erst noch aufgeweckt werden, wer offene Augen hat, dem müssen sie nicht erst noch aufgehen. Wer wachsam und nüchtern der Zukunft entgegenblickt, erlebt keine bösen Überraschungen. Der „Tag des Herrn“ ist „Tag des Zorns“ nur dem, der sich in den Betäubungsschlaf der Finsternis verschlossen hat. Das Aufgewecktwerden ist Schrecken für ihn, schwerste Krise; er hat sich der Wahrheit verschlossen und indem sich die Wahrheit nun in ihm durchsetzt, beunruhigt sie ihn zutiefst. Der Schrecken dient seinem Heil, er ist unausweichlich, damit er aus der Finsternis ins Licht gelangt. Der Schmerz der heilsamen Selbsterkenntnis packt ihn existenziell wie die Wehen eine schwangere Frau: In ihm, der sich der Lüge verschrieben hatten, soll die Wahrheit geboren werden. Das Reich Gottes kommt durch Geburt.

Nüchtern und wahrhaftig der Zukunft entgegensehen kann das Kind des Lichts, weil es eingeschlossen ist in die Rüstung der „göttlichen Tugenden“ Glaube, Liebe, Hoffnung. Sie sind sein Schutz, in ihnen ist er stark. Auch der Lügenpanzer schützt, er lässt Verletzungen nicht zu, er leugnet sie. „Es ist Friede, es hat keine Gefahr.“ Das ist der Gewinn, den der Schläfer von der Lüge hat. Dafür opfert er seine Freiheit. Wer sich der Lüge unterwirft, versklavt sich völlig. Das ist der Preis des falschen Friedens.

Es ist nicht einmal sinnvoll, sich überhaupt mit Datierungen der Zukunft Gottes mit der Welt zu beschäftigen. Sie greifen nicht. Wer in der Wahrheit lebt, für den ist immer „Tag des Herrn“. „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.“ Und dem, der in der Lüge lebt, kann jederzeit die Stunde der Wahrheit schlagen. Es ist bemerkenswert, dass ausgechnet der erste Thessalonicherbrief, der doch das Thema „Naherwartung“ besonders bewegt, diese schlichte, klare und zeitlos lebensrelevante Direktive gibt.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020