Drittletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Reich Gottes
Wochenspruch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ 2. Korinther 6,2



Donnerstag: Lukas 18,1-8

Jesus geht darauf ein, dass Glaubende Gott oft so erleben wie diese Witwe den harten, gleichgültigen Richter, der ihr nicht gibt, was ihr zusteht. Jesus meint nicht die Menschen, die aus einem Vorurteil heraus so über Gott denken, sondern er spricht von denen, die ihr ganzes Vertrauen auf ihn setzen und unablässig erwarten, dass er sich ihnen als barmherziger Vater zuwendet, die ihn aber trotzdem so erfahren, als sei er fremd, kalt und abweisend. Er fordert diese Menschen keineswegs auf, ihr Gebet noch mehr zu intensivieren (das ist ein weit verbreiteter Irrglaube), sondern er entlastet sie: Sie dürfen es gut sein lassen - auch wenn sie noch gar nichts von der Erhörung sehen, ist sie doch schon geschehen, und völlig überzeugende Hilfe kommt ganz gewiss. Das Wartenmüssen soll sie nicht irritieren, es hat seinen guten Grund, es besteht kein Anlass zur Sorge, und im Bezug zur guten Wirkung der Erhörung wird sich herausstellen, dass es immer nur „eine kleine Zeit“ beansprucht.

Aber Jesus fragt sich, wo und ob es solchen kindlichen Glauben überhaupt gibt, der einfach nur vertraut, stillhält und den Vater machen lässt. Es scheint eine ähnliche „Unmöglichkeit“ zu sein wie die wahre Freiheit, von der in der Geschichte des „reichen Jünglings“ die Rede ist. Hier wie dort ist es Freiheit und Kindlichkeit des echten Glaubens jenseits aller religiösen Machenschaften. Echter Glaube ist unzerstörbar und allein von Gott geschaffen. Die Wartezeiten mitsamt den Hiobserfahrungen scheiden den echten vom falschen Glauben. Sie bringen uns, schmerzhaft wie eine Geburt, aus der Enge religiöser Angst in die wahrhaft sorglose Freiheit der schlichten Gottesbeziehung.



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