22. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Schuld und Vergebung
Wochenspruch: „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“
Psalm 130,4



Samstag: Wochenspruch

Bei Gott ist die Vergebung, nicht bei uns Menschen. Natürlich heißt das nicht, dass wir nicht vergeben sollen und können. Aber es heißt, dass unser Vergeben etwas qualitativ anderes ist als das Vergeben Gottes. Das resultiert daraus, dass wir nicht befugt sind, uns gegenseitig zu richten, was bedeutet: Wir sind nicht befugt, göttliche Urteile über andere Menschen zu fällen. Wir können einzelne Verhaltensweisen von Menschen beurteilen und wenn wir verantwortlich leben wollen, müssen wir das auch, nicht aber einen Menschen oder gar Gruppen von Menschen als Ganzes. Menschliches Vergeben ist darum nicht mit einem Gnadenakt zu verwechseln, der Personen, die nicht mehr als Mit-Menschen angesehen werden, wieder als solche integriert. Das ist nicht Vergebung, sondern Arroganz. Letzturteile über Menschen zu fällen steht nur Gott zu, der allein jeden Beweggrund des Verhaltens kennt und einzuordnen vermag.

Das gnädige Gesamturteil Gottes lautet: „Du bist rundum angenommen und der Liebe wert, nicht obwohl ich dich kenne, sondern weil ich jede deiner Entscheidungen bis ins Letzte hinein verstehe, besser als du selbst, auch die Entscheidungen mit den schrecklichsten Folgen.“ Auf dieses gnädige Letzturteil Gottes sollen wir vertrauen: Für uns selbst wie auch für unsere Mit-Menschen. Der theologische Begriff dafür heißt „Rechtfertigung“. Rechtfertigung ist die göttliche Akzeptanz des Menschen als Mensch. Je größer wir davon denken, desto mehr ehren wir Gott.


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