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Samstag: Wochenspruch
Bei Gott ist die Vergebung, nicht bei uns Menschen. Natürlich heißt das nicht, dass wir nicht
vergeben sollen und können. Aber es heißt, dass unser Vergeben etwas qualitativ anderes ist
als das Vergeben Gottes. Das resultiert daraus, dass wir nicht befugt sind, uns gegenseitig
zu richten, was bedeutet: Wir sind nicht befugt, göttliche Urteile über andere Menschen zu
fällen. Wir können einzelne Verhaltensweisen von Menschen beurteilen und wenn wir
verantwortlich leben wollen, müssen wir das auch, nicht aber einen Menschen oder gar
Gruppen von Menschen als Ganzes. Menschliches Vergeben ist darum nicht mit einem
Gnadenakt zu verwechseln, der Personen, die nicht mehr als Mit-Menschen angesehen werden,
wieder als solche integriert. Das ist nicht Vergebung, sondern Arroganz. Letzturteile
über Menschen zu fällen steht nur Gott zu, der allein jeden Beweggrund des Verhaltens
kennt und einzuordnen vermag.
Das gnädige Gesamturteil Gottes lautet: „Du bist rundum angenommen und der Liebe wert,
nicht obwohl ich dich kenne, sondern weil ich jede deiner Entscheidungen bis ins Letzte
hinein verstehe, besser als du selbst, auch die Entscheidungen mit den schrecklichsten
Folgen.“ Auf dieses gnädige Letzturteil Gottes sollen wir vertrauen: Für uns selbst
wie auch für unsere Mit-Menschen. Der theologische Begriff dafür heißt
„Rechtfertigung“. Rechtfertigung ist die göttliche Akzeptanz des Menschen
als Mensch. Je größer wir davon denken, desto mehr ehren wir Gott.
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