22. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Schuld und Vergebung
Wochenspruch: „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“
Psalm 130,4



Freitag: 1. Johannes 2,7-17

Johannes redet von Ist-Zuständen. Seine apostolische Grammatik kennt die Formulierung „man sollte“ nicht. Er redet nicht von dem, was fehlt, sondern vom Gegebenen. Es ist uns gesagt, was gut ist, und es ist uns ermöglicht, dementsprechend zu leben. Die Sünden sind uns schon vergeben - wir müssen das nicht mehr problematisieren. Der Sieg über das Böse ist uns gewiss - wir müssen das nicht in Frage stellen. Es ist Wirklichkeit allein dadurch, dass wir das Evangelium aufgenommen haben. Es gibt keinen Haken an der Sache. Wir müssen nicht um etwas kämpfen, das wir noch nicht haben. In Christus ist uns alles schon geschenkt.

Wenn wir uns trotzdem vom Hass bestimmen lassen und dort Erfüllung suchen, wo keine ist, betrügen wir uns selbst. In der Liebe zu bleiben ist unsere Normalität. Aus der Liebe zu fallen ist nicht normal, und dennoch geschieht es allenthalben. Darum ist der erste Johannesbrief von der paradoxen Aussage bestimmt, dass jemand, der in Christus ist, nicht sündigt, dass aber gleichermaßen auch jeder, der behauptet, er würde nicht sündigen, lügt. Heiligung ist nichts anderes als die Einübung des Bleibens. Bleiben ist eine Nicht-Aktivität: Das eine, das not tut. Bleiben heißt, sich nicht von Angst und Sorge treiben zu lassen.



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