22. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Schuld und Vergebung
Wochenspruch: „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“
Psalm 130,4



Donnerstag: Micha 6,6-8

Michas Antwort ist ein typisches Prophetenwort. Die echten Propheten waren schon immer Aufklärer. Michas Antwort bringt Licht in eine verfilzte, verworrene, verdunkelte Theologie der Mühsal, die auch aus der Geschichte des Christentums bis heute so überaus gut bekannt ist. Alles scheint sich darum zu drehen, dass wir böse Menschen sind, was wir zu erkennen und zu tun haben, um uns zum Guten zu bekehren, und was wir zu unternehmen haben, um trotz des Bösen, das dann immer noch in uns ist, noch besser zu werden. Da wird zwar viel von der Gnade geredet, aber es hilft nichts, weil das Modell dafür die Gnade der absolutistischen Herrscher ist, vor deren möglicher Ungnade man sich immer fürchten muss; nie weiß man, wann und unter welchen Umständen sie zufrieden sind, nie scheint es genug zu sein, was man ihnen opfert, um sie gnädig zu stimmen.

Micha fegt diesen ganzen Wust hinweg. All diese Bußleistungen, welcher Couleur sie auch seien, entspringen nicht dem Glauben, sondern dem Misstrauen, weil Gott die Probleme mit uns nicht hat, die wir ihm andichten. Er kennt unser Herz, er kennt unsere Not, und er nimmt uns an, wie wir sind. Wir stehen uns damit nur selbst im Weg, das wirklich zu tun, was er hier und heute von uns will. Dazu müssen wir nicht erst andere Menschen werden: Es ist uns hier und heute gesagt und gegeben.



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