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Inhaltliche Zusammenfassung
Die Kraft des Glaubens ist nicht die Durchsetzung des Christentums gegen die anderen Religionen
und Weltanschauungen, sondern sie ist die Überwindung des Bösen durch Liebe. Das geschieht
in der Hoffnung darauf, dass sich die kompromisslose Bejahung des Lebens lohnt und dass
sie unserer tatsächlichen Existenz auch angemessen ist. So sind Glaube, Liebe und
Hoffnung unauflöslich eins (Wochenspruch 1Joh 5,4).
Der kompromisslos lebensbejahende Glaube erreicht seine Ziele durch das ungeteilte
Engagement des Herzens. Auch das ungeteilte Herz erfährt die Enttäuschung der Abweisung
Gottes, gerade auch dort, wo es seine Hilfe am meisten bräuchte. Es erlebt schwere
Demütigung, aber es resigniert nicht, weil es nicht resignieren kann. Es kämpft bis
zum Letzten. Seines Wesens wegen kann Gott nicht anders: Er muss sich schließlich
erbarmen (Evangelium Mt 15,21-28).
Gottvertrauen ist, wenn es echt ist, keine Kompensation mangelnden Selbstvertrauens.
Frieden mit Gott erfahren wir vielmehr, wenn wir auch im Frieden mit uns selbst leben.
Dann stimmt das, was wir sagen, mit der Haltung unseres Herzens überein (Rö 10,9-18).
Die Kraft des Glaubens ist nicht die Kraft des eigenen Könnens, sondern die Übereinstimmung
mit dem Willen Gottes in einer konkreten Situation. Glaube ist immer die Wahrnehmung dessen,
was jetzt um der Liebe willen geboten ist, und das entschiedene Handeln aus dieser
Wahrnehmung heraus (Mk 9,17-27).
In einer Welt, die sich von der Lüge bestimmen lässt, hat echte Wahrheitsliebe einen
schweren Stand. Sie tritt in Konkurrenz zum Anspruch derer, die so tun, als hätten
sie die Wahrheit gepachtet. Die Kraft des Glaubens ist die Flamme der Wahrhaftigkeit
in uns. Sie brennt im Gewissen. Sie treibt uns an. Es ist nicht unsere eigene Wahrheit,
sondern die Wahrheit, der wir verpflichtet sind. Die Wahrheit ist größer und stärker
als wir selbst. Sie ist der Lichtschein der Liebe. Die Wahrheit verpflichtet uns
auf die Liebe (Jes 49,1-6).
Der Glaube wandelt sich, indem er wächst. Er wandelt sich durch die Veränderung des
Gottesbildes. Gott wird menschlicher durch den wachsenden Glauben. Zuletzt hat der
erwachsene Glaube alle besondere Erkenntnis abgelegt und ist allein noch an wahrer
Menschlichkeit interessiert. Dem reifen Glauben geht es ausschließlich um die Liebe
(Joh 9,35-41).
Die Gemeinschaft der Glaubenden setzt den Glauben an ihren Glauben voraus. Misstrauisches
Abgrenzen bringt nur Exklusivgemeinschaften hervor, die ihre Kraft aus der Abgrenzung
von den andern ziehen, die nicht so richtig glauben wie sie selbst. Aber die wahre
Gemeinschaft des Glaubens ist die Gemeinschaft derer, die den andern höher achten
als sich selbst und sich aktiv darum bemühen, ihm zu dienen (Eph 4,1-7).
Vorschläge zur Vertiefung
- Was geschieht, wenn Sie mit Ihrem Gottvertrauen an Grenzen stoßen? Was sind das
für Grenzen?
Wie bewältigen Sie das Problem?
- Was bedeutet es für Sie persönlich, dass der Glaube Berge versetzen kann?
- Auf welche Weise haben Sie Anteil daran, dass der Glaube bei anderen Menschen erweckt,
gefördert und gepflegt wird? Was ist da in der Vergangenheit
in Ihrem Leben geschehen und wie denken Sie darüber?
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