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Sonntag:
Matthäus 15,21-28
Evangelium
Jesus reagiert auf die Drucksituation, die durch das Verhalten dieser Frau entstanden ist.
Er reagiert anders als die Jünger. Die lassen sich wirklich unter Druck bringen davon
und drängen darum wiederum Jesus, die Frau auf irgendeine Weise abzufertigen, durch
die sie zufriedengestellt wird. Jesus widersteht dem Druck der Frau und dem Druck
der Jünger.
Anscheinend ist der Druck stark, darum wird Jesus schroff. Wenn gute Grenzen
einfach ignoriert werden und wenn das kein Ende hat, muss die Abgrenzung mitunter
schroff sein, weil sie sonst nicht zustande kommt. Liebe, die kein klares Nein
kennt, ist keine Liebe.
Die Metapher von den Kindern und Hunden, mit der Jesus antwortet, wirkt nicht nur
abweisend, sondern sie bestätigt auch, dass es ihm tatsächlich um das Haushalten
mit seiner Kraft und Zeit geht. Er muss Unterschiede machen, wenn er seiner
Berufung gerecht werden will. Er kann nicht zu jeder Zeit für jeden da sein.
Sonst nimmt sein eigentlicher Auftrag Schaden.
Der große Glaube dieser Frau besteht aus zwei Kompomenten: Erstens nimmt sie sich
selbst so wichtig, dass sie sich nicht abwimmeln lässt. Auch sie widersteht: dem
scheinbar sehr klaren Nein des fremden, wundermächtigen Rabbi und der massiven
Demütigung, mit einem Hund verglichen zu werden, wie auch der Abneigung seiner
Jünger. Er mag sie herabwürdigen, wie er will, sie selbst ist es sich dennoch
wert, von ihm Hilfe zu fordern. Zweitens ist sie als Mutter ihrem Auftrag treu.
Die Liebe zu ihrem schwer geplagten Kind ist ungeteilt. Sie ist wirklich bereit,
alles für ihr Kind zu geben, wenn es darauf ankommt, und das ist jetzt der Fall.
Zu beidem gehört ungeheuer viel Mut und Selbstbewusstsein in dieser männerdominierten
und frauenverachtenden Gesellschaft. Das erkennt Jesus mit Bewunderung. Das nötigt ihn,
innezuhalten und sie zu würdigen. Das macht sie zur Urgestalt kämpfenden Glaubens.
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