16. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Was ewig bleibt
Wochenspruch: „Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“ 2. Timotheus 1,10



Inhaltliche Zusammenfassung

Das Evangelium ermöglicht uns eine neue, hoffnungsvolle Sichtweise von Leben und Tod. Der Tod ist nicht die höchste Macht und er hat nicht das letzte Wort. Die Botschaft von der Auferstehung ist die Botschaft vom Sieg des Lebens (Wochenspruch 1Tim 1,10).

Wenn der Tod nicht das letzte Wort hat, dann das Leben. Der Sieg des Lebens ist der Sieg der Liebe. Die Liebe ist stärker als der Tod. Die Liebe bleibt, wenn alles vergeht. Sie bringt uns ans Ziel, durch das unvermeidliche Tor des Todes hindurch. Hier ist schattenhafter Anfang, dort ist Vollendung. Hier ist noch nicht das wahre Leben, aber dort. Wenn Lazarus zurückkehrt, ist das für seine Mitmenschen Zeichen der Hoffnung, dass Jesus den Tod überwinden kann. Aber für Lazarus selbst ist es Opfer. Die seltenen Totenauferweckungen in der Bibel sind keine Heilungsgeschichten. Nicht den Toten wird da geholfen, sondern Trauernde werden getröstet. Selbst wenn es schon ganz offensichtlich zu spät ist, sind unsere Ausweglosigkeiten doch nur eingebildet. Die Liebe eröffnet Möglichkeiten, die unsere Vorstellungskraft übersteigen. Darum sind unsere Sterbenserfahrungen nie das Ende aller Möglichkeiten, sondern immer nur Durchgang in einen neuen, guten Lebenshorizont hinein (Evangelium Joh 11,1ff).

Weil jede Sterbenserfahrung für den, der glaubt, nur Durchgang aus dem Leben in neues Leben ist, kennt das Evangelium keinen Zwiespalt. Es ist ausschließlich positiv. Das heißt: Es ist kompromisslose Lebensbejahung. Darin liegt der Grund, jeder auch noch so schweren Herausforderung mutig, zuversichtlich und besonnen zu begegnen. Es gibt immer einen guten Weg zu einem guten Ziel. Es geht weiter, wenn wir weitergehen, denn Gott ist gut zu uns und seine Liebe siegt. (2Tim 1,1-10).

Solange wir leben, bleiben unsere Verlusterfahrungen partiell. Es gibt immer noch etwas anderes. Es bricht etwas weg, aber es bleibt auch etwas erhalten. Es stirbt etwas, aber es wächst auch Neues. Das ist die Kontinuität des Lebens, wir erleben sie als Hoffnung. Um mit schweren Verlusten und Enttäuschungen zurechtzukommen, brauchen wir den immer neuen Blickwechsel von dem, was fehlt, hin zu dem, was da ist, auch wenn es uns sehr gering erscheint. Dann können wir auch trotz großer Einengung dankbar sein (Klag 3,20-32).

Auch die Sterbenswege, die wir im Vertrauen zu Gott gehen, sind gute Wege. Jeder Mensch muss sterben und nur der Selbstmörder sucht sich aus, wie das geschehen soll. Auf Sterbenswegen das Vertrauen zu bewahren bedeutet, Sinn darin zu finden. Sinn hat das Sterben dann, wenn es die letzte Strecke zum ersehnten Ziel ist. So wird es zum Auftrag. Sterben ist dann die Aufgabe der Heimreise und Nicht-Sterben die Aufgabe, noch weiter in der Fremde zu bleiben, um dort Frieden zu stiften. Das kann durchaus der schwerere Weg sein (Apg 12,1-11).

Das Bleibende des Vertrauens auf den Sterbenswegen ist das Erbarmen Gottes. Die Unauschlöschlicheit des glimmenden Dochtes in uns ist nichts Eigenes, sondern das Licht der Hoffnung Gottes in uns, seine Hoffnung für uns, sein gegenwärtiges Erbarmen in uns. Gott muss sich erbarmen, er kann nicht anders (Lk 7,11-17).

Der Glaube ist immer angefochten durch die Angst. Am schrecklichsten scheint die Verdammungsangst zu sein. Verdammt zu sein heißt, aus aller Gemeinschaft ausgestoßen zu sein. Jesus hat davon in dem Bild des buchstäblichen Hinausgeworfenwerdens gesprochen: Die Tür ist zu. Ich gehöre nicht dazu. Durch das Drohen mit Verdammung entsteht kein Vertrauen. Angst und Vertrauen sind Gegensätze. Es hilft aber nichts, wenn wir so tun, als wäre die Angst nicht da. Sie ist genauso da wie das Wissen um den überaus nahen tödlichen Abgrund bei einer nächtlichen Autofahrt über einen Alpenpass. Es gilt, sich ganz auf den Lichtkegel zu konzentrieren, der uns den guten Weg zeigt, der zum Ziel führt (Hb 10,35-39).

Vorschläge zur Vertiefung
  • Stellen Sie sich dem Gedanken, dass Ihnen alles genommen wird, was Ihnen lieb ist. Versuchen Sie, eine konkrete Vorstellung davon zu gewinnen. Was bleibt dann? Worauf hoffen Sie?
  • Meditieren Sie den Unterschied zwischen vertrauendem Loslassen und depressivem Aufgeben.
  • Wenn Gott unsere Wünsche nicht erfüllt, uns äußerlich zu ermutigen, dann stärkt er uns um so mehr innerlich. Was löst dieser Gedanke bei Ihnen aus? Setzen Sie sich damit auseinander.



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