15. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Sorge bewältigen
Wochenspruch: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5,7




Predigt
zum Text
Mittwoch: Galater 5,25-6,10

Das „Leben im Geist“ ist für Paulus nicht identisch mit dem „Wandel im Geist“, so wie der Aufenthalt in einem Land noch nicht automatisch bedeutet, sich wie ein Bürger des Landes zu verhalten, also verantwortlich nach den Regeln, die in diesem Land gelten. Wer das aber nicht tut, lebt auch als Christ „fleischlich“. Das äußert sich in lieblosem Beziehungsverhalten. Dessen Grundproblem sieht Paulus in der Ehrsucht. Er meint damit das übersteigerte, hochmütige Geltungsbedürfnis: Der Andere wird entweder beneidet oder gedemütigt, je nachdem, ob er entweder stärker oder schwächer als man selbst erscheint. Ehrsucht ist Paulus zufolge Wichtigtuerei, Großtun mit besonderen Qualitäten, die keine sind. Der ehrsüchtige Christ hält sich für einen besseren Menschen und achtet vor allem darauf, dass sein erhabener Status bestätigt wird und keinen Schaden nimmt. Darum kann er auch nicht ehrlich mit seinen eigenen Schwächen und Fehlern umgehen, dafür prangert er aber die Defizite anderer um so mehr an. Das widerspricht gänzlich dem Geist und der Lehre Jesu. „Wandel im Geist“ geht aus der Demut hervor. Demut nimmt sich selbst nicht übermäßig wichtig und die Mängel anderer nimmt sie nicht tragisch. Wenn der Mitmensch stolpert und sich dabei weh tut, hilft der Demütige ihm wieder auf die Beine und spricht ihm zu, statt sich etwas darauf einzubilden, jetzt gerade selbst nicht gestolpert zu sein. Demut demütigt nicht, Demut tröstet und ermutigt. Demut stellt die Ehre des Gedemütigten wieder her.

So wie die Liebe ihren Lohn in sich selbst hat, weil sie Gegenliebe weckt und sich selbst lieben lässt, trägt auch die Lieblosigkeit ihre Strafe in sich selbst. Paulus warnt davor, diese Dynamik zu ignorieren. Christ zu sein bewahrt nicht davor: Wer Lieblosigkeit sät, der erntet sie auch.



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