13. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: In der Liebe leben
Wochenspruch: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Matthäus 25,40




Artikel
Neues Leben
Mittwoch: Genesis 4,1-16

Das Urteil, von Gott nicht gerecht behandelt zu werden, ist eins mit dem Urteil, dass Gott andere zu Unrecht bevorzugt. Wer in diesem Urteil verharrt, sündigt. Die Sünde ist die aus dem Beharren auf dem Urteil hervorgehende böse Tat. Böse ist das, was Schaden zufügt dort, wo für den Handelnden eine bessere Lösung zur Verfügung gestanden hätte, wenn er seinem richtenden Urteil nicht gefolgt wäre. Sünde ist das Resultat der Wahl eines destruktiven Verhaltens angesichts einer konstruktiveren Alternative. Die konstruktivere Alternative hätte sich aufgetan, wenn Kain Gottes Stimme in der Stimme seiner eigenen Vernunft wahrgenommen hätte: die Stimme seines vernünftigen Gewissens. Nur das vernünftige Gewissen findet zur konstruktiveren Lösung, das kranke Gewissen verurteilt sich selbst und entzieht sich auf diese Weise ebenso der Konstruktivität.

Kain hat entsetzliches Leid in die Welt gebracht. Er kann sich nicht mehr zuhause fühlen auf dem Boden, den er bebaute. Das Blut seines Bruders klagt ihn an. Der Verlust seiner behaglichen Ruhe ist die logische Konsequenz aus seinem Verhalten. Kain hat aber keinen Anlass, sich selbst zu verurteilen, denn er bleibt gewolltes und zum Guten bestimmtes Geschöpf Gottes. Dieser straft ihn auch nicht noch zusätzlich, denn er hat keinen Anlass, zum geschehenen Schaden noch weiteren zu fügen.

Aber die Spirale des Bösen ist schon im Gang, das zerstörerische Wechselspiel des Richtens und Rächens hat begonnen. Der nächste Kain lauert schon, um selbstgerecht über den ersten zu triumphieren. Kain hat den Frieden zerstört und den Krieg angefangen, und nun wird das Böse immer neuen Anlass in den Herzen der Menschen finden, um sich selbst zu rechtfertigen und zu vergrößern. In der Tat, das ist zu schwer, als dass er es tragen könnte. Es ist zu schwer, als dass es die Menschheit tragen könnte. Aber Gott hat sein Kreuzzeichen auf Kains Stirn gegeben, das Zeichen dafür, dass die Spirale nicht zur Totalherrschaft des Bösen führen wird. Es gibt Hoffnung für die Menschlichkeit.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 29.08.2018