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Donnerstag:
Markus 8,22-26
Das ist eine ganz ähnliche Geschichte wie Mk 7,31ff (Evangelium), insofern ist sie auch
ähnlich zu verstehen. Wenn das aber in zwei aufeinander folgenden Kapiteln des
Markusevangeliums erzählt wird, dann kommt es wohl besonders auf die Unterschiede
an. Hier geht es nur um die Fähigkeit des Sehens, die diesem Blinden geschenkt wird.
Hier beinhaltet das Zeichen einen Prozess: die Heilung vollzieht sich nicht ganz so
spontan. Es gibt eine Phase im Prozess, wo der Blinde noch nicht recht zwischen
Menschen und Bäumen unterscheiden kann. Wenn wir Menschen wie Bäume ansehen,
dann sind sie für uns in erster Linie Objekte, deren Früchte wir ernten können,
die wir für uns verarbeiten können oder die uns im Weg stehen und abgesägt werden
können. Aber immerhin kommt schon die menschliche Besonderheit in den Blick,
er sieht die Menschen überhaupt, und das ist schon etwas, und er sieht bereits,
dass sie doch anders sind als Bäume. Nur kann man da noch nicht von vollzogener
Heilung sprechen. Das Sehen muss sich noch qualitativ verändern. Das geschieht
erst, wenn er die Menschen ansieht, wie sie sind, nicht mehr als Objekte,
sondern intersubjektiv, von Angesicht zu Angesicht; wenn der Mitmensch als
jeweils einzelner und einzigartiger sein Ansehen gewinnt.
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