|
Samstag: Wochenspruch
Das bedeutet, dass die Demut der Schlüssel zur Gnade ist und dass alle reale Erfahrung,
dass Gott „nein“ zu unseren Absichten sagt und dem Verhalten, das daraus wird, am Hochmut
liegt. So kann auch Jesu Zusage verstanden werden, dass wir bitten können, was wir wollen,
und es uns gegeben wird, wenn wir in ihm bleiben und seine Worte in uns bleiben (Joh 15,7):
Was aus Demut gebeten ist, geht nie gegen den Willen Gottes.
Die Gnade besteht darin, dass wir frei von der Versklavung durch die Sorge werden
und erleben, dass Gott für uns sorgt, „zu seiner Zeit“ (1Pt 5,6f). „Zu seiner Zeit“
bedeutet: Zu meiner Zeit und auf meine Weise nur dann, wenn es auch seine Zeit und
Weise ist. Sein Wille ist seine Absicht, sein Plan, sein Ziel. Seine Ziele sind
höher als meine Vernunft und meinen Zielen immer übergeordnet. Darum beten wir
im Vaterunser nicht „mein Wille geschehe“, sondern „dein Wille geschehe“. Das
sollten wir ernst nehmen. Wir können Gott nicht vorschreiben, was sein Wille
zu sein hat. Sein Wille kann immer darin bestehen, dass wir Leidenswege zu
gehen haben.
Ich kann nicht für mich selbst feststellen, dass ich demütig bin. Die Einbildung,
ein beachtlich demütiger Mensch zu sein, ist vielmehr kennzeichnend für den
Pharisäismus. Aber von uns ist der eigene Beitrag in Richtung auf die Demut
hin gefordert - Wegbereitung der Demut. Er besteht in der entschlossenen
Akzeptanz der Wege Gottes mit uns. Alles, was uns widerfährt, kann für uns,
da Gott es zugelassen hat, nur gut sein; alles muss uns zum Besten dienen.
Tapfer so zu antworten ist nicht die Demut selbst, aber die Entscheidung
dafür, um sie zu kämpfen, auch wenn die verletzte Seele in uns dagegen
toben möchte. Demut ist der Mut, alles, was uns widerfährt, in
kompromissloser Konsequenz als Gottes sinnvolles Wirken an uns, durch uns,
mit uns zu deuten. Demut ist die wahre innere Freiheit der unbedingten
Lebensbejahung.
|
|