8. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Frucht des Heiligen Geistes
Wochenspruch: „Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Epheser 5,8-9




Predigt
zum Text
Samstag: Wochenspruch

Ein „Kind des Lichts“ wird man durch Erleuchtung. Wir sprechen von Erleuchtung, wenn uns Lichter aufgegangen sind. Kennzeichend für alle echte Erleuchtung ist aber, dass sie den, der sie erfährt, nicht zu einem Erleuchteten macht. Das wird daran deutlich, dass es unmöglich ist, guten Gewissens von sich selbst oder einem Andern zu sagen, erleuchtet zu sein. Die Erleuchteten und die Nicht-Erleuchteten gegeneinander abzugrenzen ist immer ein Machtspiel, das Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit gerade nicht als Frucht hervorbringt, sondern Bosheit, Ungerechtigkeit und Verlogenheit. Es produziert nur die Heiligenscheine der Scheinheiligen.

Erleuchtung zu erfahren ist also in keiner Weise konservierbar. Die Erleuchtung will immer neu gefunden werden, und immer wieder als neue. Erleuchtung ist nicht die Wiederaufbereitung zurückliegender Erkenntnisse, es sei denn, sie wären in der Gegenwart lebendig; als gegenwärtig lebendige sind sie aber zugleich vertraut und doch auch wieder neu, weil sie in einem neuen Kontext und Blickwinkel aufleuchten.

Die Scheinheiligkeit weicht der echten Erleuchtung dadurch, dass wir uns nicht darum bemühen, als Erleuchtete zu erscheinen, sondern dass unser Leben Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervorbringt. Wer das sucht, soll finden. Um das hervorzubringen, brauchen wir Vorstellungen davon. Das ist der Sinn aller Theorie, sofern sie wirklich einen Erkenntnisfortschritt bedeutet. Jede echte Theorie ist ein innovatives Modell von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Ursprünglich hat man unter „Theorie“ das verstanden, was aus der kontemplativen Betrachtung hervorgeht. Für jede echte, innovative Theorie gilt das nach wie vor.


E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 02.08.2020