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Mittwoch:
1. Korinther 6,9-14
Es ist wichtig, diesen Abschnitt in seinem Kontext zu sehen. Paulus erhebt den Korinthern
gegenüber den Anspruch, dass sie sich in ihrem Verhalten nicht den „Ungläubigen“ angleichen.
Wenn man die vorhergehenden Verse in Betracht zieht, in denen es um harten Streit wegen
„Übervorteilungen“ zwischen Christen geht, sowie die nachfolgenden, in denen deutlich
wird, dass Frauen keine Sexualobjekte sind, die man sich vorübergehend einkaufen kann,
dann darf man sich auch alle moralistischen Konnotationen zur Liste derer, die „das
Reich Gottes nicht ererben werden“, tunlichst sparen. Sonst würde auch der geradezu
revolutionär freiheitliche Satz „Es ist alles erlaubt, aber es erbaut nicht alles“
- heute sagt man im gleichen Wortsinn „aber es ist nicht alles konstruktiv“ -,
ganz deplatziert sein. Das Unterscheidungskriterium zwischen dem, was ins Reich
Gottes und somit auch in die christliche Ethik passt, und dem, was keineswegs
damit kompatibel ist, sind nicht irgendwelche individuellen Praktiken, auch
und gerade nicht sexueller Art, sondern ausschließlich missbräuchliche,
entwürdigende Verhaltensweisen. Mit den „Unzüchtigen, Ehebrechern, Lustknaben
und Knabenschändern“ sind Personen gemeint, deren Verhalten genauso destruktiv,
also deutlich schädigend ist, wie das Verhalten der Diebe, Geizhälse und Räuber.
Es sind Menschen ohne Maß, die weder die Grenzen der Würde anderer noch ihrer
eigenen beachten: Sie zerstören andere und sich selbst. Nein, sagt Paulus -
und wer wollte ihm da nicht gern beipflichten? - das hat in der Gemeinde
Jesu Christi keinen Platz.
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