8. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Frucht des Heiligen Geistes
Wochenspruch: „Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Epheser 5,8-9



Donnerstag: Johannes 9,1-12

Die Jünger betrachten das körperliche Gebrechen in der theologischen Tradition, die man „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ nennt. Jesus löst diesen Zusammenhang auf. Leiden wie dieses sind keine Strafen Gottes, denen man sich tapfer zu beugen hat, sondern sie sind Herausforderungen an uns, um etwas dagegen zu tun. Jesus schließt Jünger und Leser in diese Herausforderung ein: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat“. Das ist ähnlich wie bei den Brotvermehrungen, wo Jesus ebenfalls von den Jüngern erwartet, vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe nicht zu resignieren. Alles Leid, alle Not und auch alle Schuld soll darin Sinn erhalten, dass wir, die Menschen, es als Aufgabe verstehen, eine konstruktiv verändernde Antwort darauf zu geben. Jedes Minus ist dazu da, durchkreuzt zum Plus zu werden.

Jesus deutet aber auch die Nacht an, „da niemand wirken kann“. Das lässt zunächst an seine Passion denken, aber auch an alle Passionen dieser Art, in denen alle Hoffnungen zerstört zu werden scheinen. In solchen Zeiten extremer Anfechtung geht aller Sinn verloren. Die Vernichtung Jerusalems und das exzessive Blutbad, das ihr vorausging, nur wenige Jahre nach diesen Worten, war auch so eine Nacht. Jesus weinte über Jerusalem; er hätte so gern gehabt, dass es davor verschont würde. Aber nach jeder Nacht kommt auch wieder ein neuer Morgen, und dann wird aus dem, was nie geschehen durfte, die neue Aufgabe, dass es auch wirklich nie wieder geschieht.



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