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7. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Sakrament des Abendmahls
Wochenspruch: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen
und Gottes Hausgenossen.“ Epheser 2,19 |
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Inhaltliche Zusammenfassung
Das Abendmahl ist das erinnernde Symbol der Gemeinschaft mit Christus und der Gemeinschaft
der Christen untereinander. Der Epheserbrief nennt diese Gemeinschaft „Mitbürgerschaft“.
Mitbürgerschaft meint echte, vollständige Integration. Das ist ein wirkliches Gebrauchtwerden
in dem Maß der Kapazitäten, die er Einzelne mitbringt (Wochenspruch Eph 5,8f).
Die Abendmahlsgemeinschaft symbolisiert das Prinzip Christi. Es ist ein Sozialgesetz, das
im Gegensatz zum weit verbreiteten und dominierenden Gesetz des Raffens, Behaltens und
Abgrenzens steht, dem Gesetz der Habsucht. Es ist das Gesetz des Gebens und Nehmens, das
Gesetz des Teilens. Darin, dass Menschen sich von jenen Gesetz zu diesem bekehren, liegt
das eigentlich Wunder der Speisungsgeschichten, die uns in dieser Woche begegnen.
Untrennbar hängt damit das sorglose Vertrauen darauf zusammen, dass sich auch unter
harten Wüstenbedingungen gute Wege finden lassen und finden werden, um das tägliche Brot
zu bekommen, weil Gott barmherzig ist und Vorsorge getroffen hat (Joh 6,1-15; Lk 9,10-17;
Ex 16,2-3.11-18).
Aus der Pfingsterfahrung entstand die Urkirche, offenbar als authentische kollektive
Bewegung des Urvertrauens. Die Gesetzmäßigkeiten des Ressentiments verloren, als Wirkung
des Heiligen Geistes, ihre Gültigkeit. Die Überwindung der Vorurteilsgräben, die Menschen
voneinander trennen, ist das Markenzeichen der Kirche. Wo sich Kirche in der Kraft des
Heiligen Geistes verwirklicht, ereignet sich Verständigung, und wo sich Verständigung
ereignet, wird Friede durch Versöhnung und Vergebung. Daraus resultiert die Freiheit
des gegenseitigen Dienens: Geben und Nehmen, Brauchen und Gebrauchtwerden. In dieser
Kirche sind alle, die am Grundprinzip Christi Anteil nehmen, gleichermaßen geachtete,
bedeutende, ehrenwerte Mitbürgerinnnen und Mitbürger (Apg 2,41-47).
Nach der Brotvermehrung, von der Johannes uns berichtet, versucht die Menge, Macht über
Jesus zu gewinnen, indem sie ihn zum Mächtigsten erhebt. Er soll König sein, und als
König soll er ihre Habgier befriedigen. Schon früh hat sich in der Kirche ein
Abendmahlsverständnis etabliert, das dieser Vorstellung entspricht: Hostie und
Wein verwandeln sich unter den Einsetzungsworten in das tatsächliche Fleisch und
Blut Christi, und wer sie aufnimmt, empfängt dadurch magische Kraft. Die Gemeinschaft
mit Christus wie auch die Gemeinschaft der Christen ist aber nicht Mittel zum Zweck,
sondern Selbstzweck. Sie ist Gemeinschaft um der Liebe willen: nicht Zweckgemeinschaft,
sondern Liebesgemeinschaft (Joh 6,30-35).
Wir dürfen davon ausgehen, dass uns die zweckfreie Liebesgemeinschaft vorgegeben ist.
Um ihre Realität zu erfahren, kommt es entscheidend darauf an, dass wir auch, allen
Gegenbeweisen zum Trotz, daran glauben. Wenn wir daran glauben, können wir auch den
Mut finden, im Vertrauen auf ihr Vorhandensein immer neu ein Verhalten zu wagen,
das dem entspricht. Wir dürfen es wagen, im Zweifelsfall den Anderen Priorität zu geben,
statt uns von der Angst bestimmen zu lassen, dann selbst zu kurz zu kommen (Phil 2,1-4).
Vorschläge zur Vertiefung
- Meditieren Sie die Einsetzungsworte des Heiligen Abendmahls (1Kor 11,23-26).
- Meditieren Sie die Bilder des Leibes und des Gebäudes, die im Neuen
Testament für die Gemeinde verwendet werden.
- Was bedeutet es für Sie persönlich, nach dem Prinzip Christi, also dem Prinzip des
Teilens, des Gebens und Nehmens, zu leben - dem Gegenprinzip zum besorgten Raffen,
Festhaltens und Abgrenzens?
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