7. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Sakrament des Abendmahls
Wochenspruch: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Epheser 2,19



Freitag: Exodus 16,2-3.11-18

Auch in dieser Speisungeschichte geht es wieder um die Wahrnehmung vorgegebener Möglichkeiten zur Problembewältigung, die nicht in den Blick kommen, wenn man „murrt“, was in diesem Fall bedeutet: Wenn der Blick von der glorifizierten Vergangenheit in Beschlag genommen wird. Die Frage „man hu?“, „Was ist das?“, ist Ausdruck des Blickwechsels, weg vom Negativismus, hin zu den Ressourcen. Es sieht so aus, als gäbe es hier nichts zu essen, aber der Schein trügt. Es herrscht im Augenblick kein Überfluss, es ist schwierig, buchstäblich das tägliche Brot zusammenzukratzen, aber es ist möglich, und was zusammenkommt, ist genug zum Weitergehen. Die Wege mit dem barmherzigen Gott, der aus der Knechtschaft in die Freiheit führt, aus der versklavenden Heteronomie in die Autonomie, einer visionären Zukunft entgegen, in ein Land, „in dem Milch und Honig fließt“, sind keine Todesmärsche, aber Herausforderungen, und mitunter harte. Dennoch: Es gibt die Oasen, und zwischen den Oasen gibt es auch genug zum Überleben: Tägliches Brot.

Dieser Blickwechsel weg vom Misstrauen und hin zum Vertrauen darauf, dass die Ressourcen (Quellen) wirklich vorhanden sind (in anderen Geschichten des Alten Testaments sind es buchstäblich die Quellen in der Wüste), dass sie nur wahrgenommen werden wollen, verbindet diese Geschichte mit den Speisungswundern des Neuen Testaments. Und noch ein Weiteres: Dieses Vertrauen steht im Gegensatz zum Daseinsmodus des Habens und Raffens, der dem Misstrauen entspringt und immer neue Ungerechtigkeit hervorbringt, indem der Habgierige den Andern die Gemeinschaft verweigert und ihnen das notwendige Teilen vorenthält.

Die Speisungsgeschichten der Evangelien symbolisieren das Prinzip des großzügigen, vorbildlichen Teilens: Jesus bricht das Brot und teilt es aus. Wo das geschieht und Kreise zieht, schwinden die habsüchtigen Vorbehalte bei denen, die haben, wie bei denen, die Mangel leiden, eine Bewegung des Gebens und Nehmens entsteht, ein Austausch der Gaben, einer dient dem andern mit dem, was ihm gegeben ist. Und alle werden satt. Das ist das Grundprinzip der Integration.



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