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Sonntag:
Lukas 5,1-11 Evangelium
Das Prinzip des erfolgreichen Menschenfangens ist das Prinzip der Predigt. Jesus sucht den
Abstand nicht, weil die Menge ihn sonst erdrücken würde, sondern er sucht ihn, weil er
sonst nicht zu allen gleichzeitig sprechen könnte. Beides kommt zusammen: Das starke
Bedürfnis dieser Menschen, aus seinem Mund den „Logos“ Gottes zu hören, und sein Wille
und seine Überzeugung, dass er sie durch seine Predigt „fangen“ kann und soll.
Jesus scheut sich nicht, das anstößige Bild vom „Menschenfangen“ zu benutzen, weil
er wahrscheinlich möchte, dass die hässlichen Assoziationen, die in unserer
Fantasie dadurch entstehen, uns auf die große Gefahr hinweisen sollen, die stets
mit verbaler Überzeugungsarbeit verbunden ist: Wir sollen diese Gefahr deutlich
wahrnehmen, um klar davon abzugrenzen, worin das menschenfreundliche „Menschenfangen“
nach der Weise Jesu besteht, das nicht verführt und knechtet, sondern befreit.
Darum dieser sehr provokative Vergleich mit dem Fischen.
Gefangen zu sein steht nicht immer im Widerspruch zur Freiheit. Wenn uns etwas ganz
und gar „gefangen nimmt“, kann das auch bedeuten, dass es uns einfach in den Bann
gezogen hat, und wenn etwas wirklich Gutes unsere Aufmerksamkeit beschlagnahmt,
kann uns gar nichts Besseres geschehen. Das intendiert die Rede Jesu und so
sieht er auch den künftigen Predigtdienst seiner Schüler, Simon allen voran.
Das Zeichen des Fischzugs symbolisiert, dass deren Predigtdienst sehr vielen
Menschen den Logos Gottes vermitteln und sie zur Freiheit führen wird.
Der Erfolg dieses Dienstes hängt davon ab, wie er motiviert ist. „Auf dein Reden hin
werfe ich die Netze nochmals aus“, antwortet Petrus, nachdem sie die ganze Nacht
gefischt und nichts gefangen hatten. „Weil du es sagst“. Paulus wird später
bezeugen, dass ihm das Predigen ein inneres Muss ist. So ging es auch den
Propheten des Alten Testaments. Dieses innere Muss ist nicht mit dem Drang
des Schwätzers zu verwechseln, der seinen Mund nicht halten kann. Im Gegenteil:
Es ist Ausdruck der authentischen Berufung und darum ganz unabhängig von aller
Effekthascherei und allem Schielen auf den eigenen Vorteil, den eigenen Ruhm,
das eigene volle Netz.
Dennoch: Es ist dem Berufenen verheißen, dass er auch selbst von den Früchten seiner
Arbeit satt werden soll. Es ist für ihn gesorgt.
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