3. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott nimmt uns an
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lukas 19,10

Inhaltliche Zusammenfassung

Das Suchen und Finden des Verlorenen hat zum Ziel, aus der Lebensfeindlichkeit in die Lebensfreundlichkeit zu wechseln. Dorthin kommen wir, wenn wir so leben, wie es unserer Bestimmung als Menschen entspricht, also unserer Natur gemäß. Die Rettung des Verlorenen ist Rettung aus dem Unnatürlichen. Unnatürlichkeit ist Entfremdung; Rettung bringt uns nachhause, in unser Element (Wochenspruch Lk 19,10).

Der Pharisäismus macht die Umkehr zur Bedingung der Akzeptanz, Jesus macht die Akzeptanz zur Bedingung der Umkehr. In großer Eindringlichkeit lehrt das die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“ (Lk 15,11-32). Ein weiteres leuchtendes Beispiel dafür, dass bei Jesus die bedingungslose Akzeptanz der Veränderung vorausgeht, ist die Zachäusgeschichte (Lk 19,1-10).

Das Problem der Versöhnung mit Gott ist nicht Gottes Problem, sondern ausschließlich unseres. Gottes Zorn muss nicht durch unser Bußverhalten besänftigt und versöhnt werden. Sein Zorn richtet sich nicht gegen uns als menschliche Menschen, sondern gegen unsere selbstgerechte Unmenschlichkeit, durch die wir uns selbst und einander zu Fremden und Feinden werden. Gott hasst nicht den Menschen, sondern das, was die Menschlichkeit zerstört. Im Timotheustext (1Tim 1,12-20) wird die Lebenshaltung der Unwahrhaftigkeit, aus der das hervorgeht, als „Wegwerfen des guten Gewissens“ bezeichnet. Das „gute Gewissen“ kann man psychologisch auch Selbstkongruenz nennen: Das Bewusstsein, in guter Übereinstimmung mit der eigenen Natur, den Bedürfnissen der Umwelt und der vorgegebenen Gesamtausrichtung des eigenen Lebens zu sein.

Beide Söhne im Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ verbindet das Misstrauen gegen den Vater. Mit Kierkegaard gesprochen versucht der jüngere verzweifelt, er selbst zu sein, während der ältere sich verzweifelt bemüht, nicht er selbst zu sein. Beide verkennen die tatsächliche Liebe des Vaters. Analog zum ersten theologischen Gespräch der Menschheit, das zum „Sündenfall“ führte, problematisieren sie grundlos das Verhältnis Gottes zu den Menschen: Gott ist nicht so, wie sie befürchten. Er ist die reine Liebe. Jede Theologie, die dieser Aussage ein „Aber“ hinzufügt, folgt der Spur des Misstrauens.

Aus der Ewigkeitsperspektive Gottes, so dürfen wir die Offenbarung Gottes in den johanneischen Schriften interpretieren, ist jeder Mensch in jeder Phase seines Lebens und unter allen Umständen zugleich durch und durch Sünder wie auch ganz und gar mit Gott versöhnt und dadurch als Mensch gerechtfertigt. Unser Problem mit Gott besteht nicht darin, dass die Rechtfertigung erst hergestellt werden muss, sondern dass wir der Lüge aufsitzen, es müsste noch etwas geschehen, damit ihre Herstellung zustande kommt. Wir glauben nicht, dass Gott die Liebe ist und sonst nichts. Wir glauben, Angst vor Gott haben zu müssen. Johannes widerspricht dem entschieden (1Joh 1,5-2,6).

Das Angenommensein setzt frei zur Eigenverantwortung. In dieser Freiheit wird die Opfermentalität überwunden. Was uns auch widerfahren sein mag: Wir können selbst bestimmen, wie wir damit umgehen, und wir sind selbst verantwortlich dafür, uns zu verändern: „Macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist“ (Hes 18, 1-4.21-24.30-32).

Vorschläge zur Vertiefung
  • „Gott ist die Liebe“. Meditieren Sie neu diesen Satz. Wenn Sie wollen, können Sie sich die „Abers“ aufschreiben, die Ihnen dazu in den Sinn kommen. Schreiben Sie in eine Spalte daneben, was diese Zweifel entkräftet.
  • Welcher Bibeltext vom Angenommensein bewegt Sie augenblicklich am meisten? Gönnen Sie sich eine intensive Zeit mit diesem Text.
  • Welche Konsequenzen hat es für Sie persönlich, bedingungslos angenommen zu sein?



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 16.06.2018