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Inhaltliche Zusammenfassung
Die Einladung Jesu, in der Gemeinschaft mit ihm erquickt zu werden, ist Einladung zur
Freiheit von allen Abhängigkeiten in der echten Sorglosigkeit des bedingungslosen Vertrauens.
Wenn wir nicht dorthin finden, bleiben wir mühselig und beladen, weil wir uns nicht aus dem
Klammergriff der Sorge lösen. Jesu Einladung ist also der Ruf in die Freiheit.
Das Problem der Abhängigkeit ist nicht das, wovon wir abhängig sind, sondern die Tatsache,
dass wir es sind. Auch scheinbar sehr plausible Abhängigkeitsgründe und vielleicht gerade
sie hindern uns daran, unserer eigentlichen Bestimmung gerecht zu werden. Darin, ihr zu
folgen, liegt der Sinn der Freiheit. So ist auch die Freiheit des Willens nichts anderes
als die Freiheit der Möglichkeit, seine Bestimmung wahrzunehmen und auszuleben. Was uns
darin einschränkt, sind die Diktate der Sorge, die in Gestalt der diversen „Mussforderungen“
an uns herantreten. Die eine wahre Alternative zum Diktat der Sorge ist der Glaube als
Vertrauen (Lk 14,15-24).
Die Freiheit der Bestimmung fügt uns in die organisch wachstümliche Gemeinschaft der
Befreiten ein. Selbstverwirklichung findet ihrer Erfüllung nur in der dienenden
Bezogenheit auf die Umwelt. Wir sind nicht dazu bestimmt, dass die Welt sich um
uns selbst dreht, sondern dass wir unseren bescheidenen, aber doch auch unentbehrlichen
Platz in der Welt gern und willentlich einnehmen, so, dass es den Menschen unserer
Umgebung dadurch leichter fällt, dasselbe zu tun. Wir sind zur Verantwortung bestimmt.
Dieses wachstümliche gegenseitige Dienen in Freiheit und zur Freiheit kennzeichnet
den Leib Christi. Die Funktionen sind unterschiedlich, aber das Prinzip ist für
alle gleich. Dorthinein sind wir eingeladen (Eph 2,17-22).
Die Lehre von der Einladung steht in Spannung zur Lehre von Gottes Zorn:
Frohbotschaft versus Drohbotschaft? Auch die Verlagerung der Drohung auf
das „Jüngste Gericht“ kann nicht verhindern, dass die letzte Motivation,
der Einladung zu folgen, in der Angst davor besteht, dort bestraft zu werden.
Das widerspricht zumindest deutlich dem johanneischen Evangelium, wonach die
Furcht vor Strafe nicht mit dem Vertrauen in die Liebe vereinbar ist. Dennoch
bleibt es sinnvoll und notwendig, an den Zorn Gottes zu glauben und von ihm
zu reden, weil es keine Liebe ohne Hass gibt. Die Beispielgeschichten dieser
Woche, in denen freundliche Einladungen abgelehnt werden, zeigen, was Gott
um der Liebe willen hasst: Gottes Zorn richtet sich gegen jede Weise der
Entehrung von Ehrenwertem.
Einladung ist Kommunikation. Einladende Kommunikation ist verständlich und verstehend.
Die verständliche und verstehende Rede geht zu Herzen, schließt das Herz auf,
erlaubt Ehrlichkeit ohne Furcht vor Beschämung. Diese Art des Kommunizieren
ist die offene, einladende Tür zur Welt, und darin liegt, symbolisiert im
Pfingstereignis, das Programm Gottes für die christliche Gemeinde (1Kor 14,1-3.20-25).
Die Freiheit der Sorglosigkeit ist Folge des Hörens. Zu hören ist das Eine, das not tut.
Hören ist Achtsamkeit. Hören ist ganz wesentlich auch das Hinhören und Hinspüren zum
eigenen Schmerz. Wer hört, stellt sich der Wirklichkeit. Akzeptanz der Wirklichkeit
bewirkt Reife durch Geduld. Darin liegt die eigentliche und tiefe Attraktivität des
Glaubens, denn danach sehnt sich jeder Mensch (Jes 55,1-5).
Ferner ist die Freiheit der Sorglosigkeit eine Frage der Selbstdisziplin. Umgekehrt gilt:
Alle Selbstdisziplin ist nur sinnvoll um dieser Freiheit willen. Wer selbstdiszipliniert
die Freiheit der Sorglosigkeit verwirklicht, wirkt einladend authentisch als ein
Mensch, der Mut zum Leben hat und darum auch andere dazu ermutigt: als ein gewinnender
Mensch (1Kor 9,16-23).
Vorschläge zur Vertiefung
- Was finden Sie selbst wirklich einladend am christlichen Glauben? Was nicht?
Verzichten Sie dabei auf die „richtigen“ Antworten, sondern hören Sie auf die Stimme
Ihres Herzens.
- Innerlich wirklich unabhängig, wirklich frei zu sein: Was bedeutet das konkret für Sie?
Welcher Schritt in noch größere Freiheit hinein bietet sich Ihnen gerade an? Was bedeutet
es für Sie, wenn Sie ihn tun?
- Gott hasst Entehrung. Meditieren Sie diesen Gedanken. Was bedeutet das für Sie selbst?
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