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Pfingsten
Leitmotiv: Der Heilige Geist
Wochenspruch: „„Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4,6 |
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Mittwoch:
1. Korinther 2,12-16
Der „natürliche“ Mensch ist im griechischen Grundtext der psychikos anthropos im Unterschied
zum pneumatikos anthropos. Mit „natürlich“ ist „psychikos“ nicht besonders gut übersetzt,
schon gar nicht, wenn wir „natürlich“ abwertend verstehen. Paulus schreibt über die
Zuordnung von Seele und Geist. Der „natürliche“ oder „psychische“ Mensch ist nicht
geistlos, sondern es ist einfach nur der empirische Mensch in seinen biophysischen
und sozialen Zusammenhängen. Jeder Mensch ist sowohl seelisch als auch geistig. Das
Geistige unterscheidet sich vom Seelischen durch die Unsichtbarkeit. Die geistige
Wahrnehmung hat darum eine andere Qualität als die seelische. Die geistigen
Angelegenheiten des Gottglaubens sind grundsätzlich nicht empirisch. Wir sehen
sie nicht, wir glauben und hoffen sie. Dieses Glauben und Hoffen können wir als
seelische Wirkung reflektieren, nicht aber als geistige Ursache.
Das große Problem der Religionen, auch der christlichen, ist die Missachtung des
Unterschieds zwischen Seele und Geist. Der Bereich des Geistes wird als zweite
empirische Welt gedeutet. Man nennt das Dualismus; Dietrich Bonhoeffer hat
„Denken in zwei Räumen“ dazu gesagt. Sehr viele Christen meinen, durch ihren
Glauben an einem magischen Transfer in die spirituelle Welt des Übernatürlichen
teilzuhaben. Sie bilden sich ein, die geistliche Welt sei eine empirische Sphäre,
in die man Einblick gewinnen kann, um dann aus dem Geheimwissen heraus in den
Genuss übernatürlicher Kräfte zu kommen. Zudem bilden sie sich ein, das den
bemitleidenswerten „Ungläubigen“ voraus zu haben. Ihrer Fantasie ist keine
Grenze gesetzt. Weil niemand im Stand ist, ihre angeblichen Jenseitserfahrungen
zu überprüfen, können sie behaupten, was sie wollen.
Aber alles, was wir mit unseren Sinnen erfassen und aus unseren Sinneseindrücken
konstruieren können, ist „natürlich“. Das wahrhaft Geistige und Geistliche erfahren
wir hingegen als innere Gewissheit, für die wir keine empirische Ursache benennen
können, oder als rückschließende Deutung natürlicher Wirkungen. Unser jüdisches
und christliches Buch, das diese Gewissheiten benennt und in Sinnzusammenhänge
stellt, und das uns den Deutungsrahmen für die Rückschlüsse aus erfahrenen
Wirkungen gibt, ist die Bibel. Für uns ist darum das geistliche Urteil das
biblische Urteil.
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