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Mittwoch:
Jeremia 31,31-34
Wenn Gott Israel auch an der Hand genommen hat, um es zu retten, und wenn diese Rettung auch,
allerdings mit viel Mühe, gelungen ist, so hat er damit doch sein eigentliches Ziel noch nicht
erreicht: dass nicht nur er den Bund hält, den er mit Israel geschlossen hat, sondern auch
Israel. Darum kündigt Jeremia den neuen Bund an.
Der theologische Begriff für „neuer Bund“ ist „neues Testament“. Diesem Text zufolge
ist das Neue Testament die Bezeugung und theologische Bestimmung der Herzensbeziehung
zwischen Mensch und Gott. Wir bejahen die Verbindung mit Gott von ganzem Herzen. Es
steht nichts zwischen uns und ihm. Die Einseitigkeit des alten Bundes weicht der
Wechselseitigkeit: Gott ist vorbehaltlos für uns und wir sind vorbehaltlos für ihn.
Das Leitbild des Neuen Testaments ist somit die ungetrübte Vertrauensbeziehung,
und das ist eine wahre Liebesbeziehung.
Das Vertrauen kann nur echt sein, wenn kein Raum mehr für die Angst vor Strafe bleibt
(1Joh 4,18). Das ist nur möglich unter der Voraussetzung eines absolut positiven
Gottesbildes.
Die Schriften des Alten Testaments sind vom existenziellen Ringen um das wahrhaftige
Gottesbild geprägt. Das entspricht ganz der dort erzählten Geschichte Israels. Die
absolute Vertrauenswürdigkeit und Menschenfreundlichkeit des Gottes, der sich zuerst
Abraham offenbarte, wurde erst auf langem Weg zur tiefen Überzeugung. In den
Schriften des Alten Testaments spiegelt sich das Schwanken zwischen der Angst
vor dem universalen Despoten, der alle umbringt, die sich ihm nicht völlig
unterwerfen, und dem Gott, dessen Wesen reine Liebe ist.
Dieses Schwanken ist auch das Glaubensproblem unseres eigenen Herzens.
Der Heilige Geist überzeugt uns aber, dass die beiden Gottesbilder, Angstgott
und Liebegott, nicht zusammenpassen und dass nur der Liebegott vertrauenswürdig ist.
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