Rogate
Leitmotiv: Das Gebet
Wochenspruch: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Psalm 66,20




Predigten
zum Text
Sonntag: Johannes 16,23-33 (Evangelium)

Man könnte sagen, dass diese Verse zu den anstößigsten der ganzen Bibel gehören, weil sie einfach nicht stimmen. Wahrscheinlich erlebt niemand, dass er im Namen Jesu betet und immer bekommt, worum er bittet. Aber Jesus meint offenbar wirklich die Ausnahmslosigkeit: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren“ (Joh 15,7). Und wenn wir uns Menschen vorstellen, bei denen es tatsächlich so ist, oder wenn Menschen das von sich behaupten und uns ihren Berge versetzenden Glauben vor Augen führen, entsteht uns ein zweites großes Problem: Wir fragen uns, was bei uns wohl nicht stimmt und pushen uns entweder in eine künstliche Heiligungsstimmung, um voller Wunder wirkender Kraft des Heiligen Geistes zu sein, oder wir entwickeln Kainsgefühle gegen solche scheinbaren Lieblingskinder Gottes, die anscheinend nur mit dem Finger schnippen müssen, um mit Geschenken überschüttet zu werden, was besonders bitter wird, wenn wir chronisch das krasse Gegenteil erfahren und nicht wissen, in welcher Hinsicht wir schlechtere Christen gewesen sein sollen. Das Problem liegt daran, dass unser Beten „im Namen Jesu“ nur eine Redewendung und ein frommer Wunsch ist. „Im Namen von“ bedeutet aber „anstelle von“. Das bezeichnet man als „Vollmacht“. Das Wort hat nichts mit „voller Macht“ im Sinne einer magischen Krafterfüllung zu tun, sondern es ist ein Rechtsbegriff: Was ein Bevollmächtigter unterschreibt, das gilt. Jesus gibt uns keine Generalbevollmächtigung für alles, was wir wollen, sondern für alles, was er will. Darum ist der Weg zur Vollmacht das „Bleiben in ihm und seinen Worten“. Das heißt: Wenn wir wirklich von Herzen wollen, was er will, dann ist die Erhörung gewiss.

Wir dürfen nicht übersehen, wie Jesus in unserem Text fortfährt: „Das habe ich euch in Bildern gesagt.“ Alles, was wir vom Geheimnis des Betens begreifen können, ist bildhaft. Das Geheimnis selbst ist diese vollkommene Übereinstimmung mit dem Willen Jesu, die wiederum vollkommene Übereinstimmung mit Gottes Willen ist. Das Geheimnis ist dort, wo - immer noch im Bild gesprochen - unser Geist unisono mit Gottes Geist spricht. Dort hört das Bildhafte auf und darum auch alles Sprechen. Dort ereignet sich die Unaussprechlichkeit der vollkommenen Gottergebenheit.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 17.05.2020