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Freitag:
1. Könige 8,22-28
Das Unvergleichliche am Gott Israels ist seine Treue. Treue ist Vertrauenswürdigkeit. Er
verspricht Barmherzigkeit und er hält sein Versprechen. Barmherzig zu sein ist sein Wille.
Darum tun wir, wenn wir seine Barmherzigkeit nicht auf überzeugende Weise erfahren, gut daran,
mit Klage zu reagieren. Die Klage ehrt Gott, weil sie sein Versprechen ernst nimmt.
Unehrliche Dankbarkeit, die sich mit Barmherzigkeitskrümeln zufrieden gibt, die durchaus
nicht von der väterlichen Fürsorge Gottes überzeugen, ehrt ihn nicht, weil sie einen
faulen Kompromiss eingeht: Gott ist halt so, er hat es gern, wenn mein Leben karg ist,
er freut sich über meine Armut, er hält mich klein. Da antwortet die Klage:
„Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich“ (Jes 63,15).
Salomo weiß aber auch, dass Gottes Gedanken höher sind als unsere. Er lässt das
Werk unserer Hände gelingen, aber er lässt sich nicht auf unsere Ziele und
Vorstellungen festlegen. So bleibt alle äußere Segenserfahrung, die wir als
Erfüllung unserer Wünsche und als Gelingen unseres Werks erleben, vorläufig.
Nicht unsere Ziele sind die Norm seiner Vertrauenswürdigkeit, sondern seine,
und barmherzig ist er, wenn er uns zu seinen Zielen bringt, denn seine Ziele
sind immer die besseren. Das kann bedeuten, dass wir auf unüberwindlichen
Widerstand stoßen, wie die Hummel, die den Ausweg sucht und ihn nicht
findet, auf das Blatt Papier stößt. Es ist dynamischer Widerstand,
Gegenbewegung, die uns dahin befördert, wo wir wirklich Freiheit
und Erfüllung finden.
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