Rogate
Leitmotiv: Das Gebet
Wochenspruch: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Psalm 66,20




Predigt
zum Text
Freitag: 1. Könige 8,22-28

Das Unvergleichliche am Gott Israels ist seine Treue. Treue ist Vertrauenswürdigkeit. Er verspricht Barmherzigkeit und er hält sein Versprechen. Barmherzig zu sein ist sein Wille. Darum tun wir, wenn wir seine Barmherzigkeit nicht auf überzeugende Weise erfahren, gut daran, mit Klage zu reagieren. Die Klage ehrt Gott, weil sie sein Versprechen ernst nimmt. Unehrliche Dankbarkeit, die sich mit Barmherzigkeitskrümeln zufrieden gibt, die durchaus nicht von der väterlichen Fürsorge Gottes überzeugen, ehrt ihn nicht, weil sie einen faulen Kompromiss eingeht: Gott ist halt so, er hat es gern, wenn mein Leben karg ist, er freut sich über meine Armut, er hält mich klein. Da antwortet die Klage: „Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich“ (Jes 63,15).

Salomo weiß aber auch, dass Gottes Gedanken höher sind als unsere. Er lässt das Werk unserer Hände gelingen, aber er lässt sich nicht auf unsere Ziele und Vorstellungen festlegen. So bleibt alle äußere Segenserfahrung, die wir als Erfüllung unserer Wünsche und als Gelingen unseres Werks erleben, vorläufig. Nicht unsere Ziele sind die Norm seiner Vertrauenswürdigkeit, sondern seine, und barmherzig ist er, wenn er uns zu seinen Zielen bringt, denn seine Ziele sind immer die besseren. Das kann bedeuten, dass wir auf unüberwindlichen Widerstand stoßen, wie die Hummel, die den Ausweg sucht und ihn nicht findet, auf das Blatt Papier stößt. Es ist dynamischer Widerstand, Gegenbewegung, die uns dahin befördert, wo wir wirklich Freiheit und Erfüllung finden.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 17.05.2020