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Samstag: Wochenspruch
Ein neues Lied statt der alten Leier. Das neue Lied kann man sich aber nicht wie ein neues Hemd
von der Stange holen. Es entsteht nur angesichts der Wunder. Das neue Lied wird dort
geschaffen, wo die Wunder als solche wahrgenommen werden. Das Äquivalent der Wahrnehmung
zum Wunder ist das Staunen. Das Staunen ist die Grunderfahrung aller Kreativität.
Der Staunende wundert sich.
Zum Wundern ist nicht nur das Wunderbare, sondern auch das Wundersame und das
Wunderliche, nicht nur das offensichtlich Schöne, sondern auch das rätselhaft
Fremde. Zum Staunen ist alles, was unseren Horizont transzendiert, alles wirklich
Neue.
Das mit Staunen wahrgenommene wirklich Neue bringt in Schwingung: das neue Lied
vollendet sich darin, gesungen zu werden. Das Singen ist die Resonanz des Staunens
auf das Wunder.
Darum kann der Sonntag Kantate keinen besseren Platz einnehmen als den zwischen
Jubilate und Rogate. Das Jubilate-Thema ist die neue Schöpfung, das Rogate-Thema
ist das Gebet. Beten ist schöpferische Resonanz auf die Wunder Gottes, Soli Deo
Gloria: Gott allein zur Ehre.
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