Jubilate
Leitmotiv: Die neue Schöpfung
Wochenspruch: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Korinther 5,17




Predigt
zum Text
Sonntag: Johannes 15,1-9 (Evangelium)

Dass die Rebe, die sich aus der Verbindung mit dem Weinstock löst, keine Frucht bringt und verdorrt, und dass sie dadurch ihren Sinn verfehlt, ist nicht die Strafe dafür, dass sie böse ist, sondern die Folge davon, dass sie nicht in der Liebe bleibt. Lieben oder nicht lieben, das ist die existenzielle Frage schlechthin. Zur Liebe gibt es keine Alternative.

Jesus thematisiert das hier aber nicht im Allgemeinen, sondern er spricht von denen, die er gerade anredet, seinen Jüngern. Bleiben kann nur, wer schon da ist. Sie sind schon in der Liebe. Sie sind dort nicht, weil sie von Liebe erfüllt sind, sondern sie sind dort des Wortes wegen, das er zu ihnen geredet hat. Dieses Wort ist sein Gebot. In der Liebe zu sein und zu bleiben bedeutet weder, mit Liebe erfüllt zu sein, noch bedeutet es, durch magische Kraft vom Wort Gottes berührt und in die Sphäre der Liebe versetzt zu sein, weder Geistestaufe noch Entrückungserfahrung. Es ist sehr schlicht: In der Liebe sein und bleiben bedeutet nicht mehr und nicht weniger als zu hören, was Jesus sagt, und es zu beherzigen. Das geht noch klarer aus den folgenden Versen hervor: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe“ (V10). „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe“ (V12). „Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt“ (V17).

Deutlicher kann es nicht gesagt werden. In der Liebe bleiben heißt, das Liebesgebot, um das es Jesus in allem Reden und Handeln ausschließlich geht, zu hören und beharrlich daran zu arbeiten, es zu verstehen und danach zu leben. Darin liegt die Bestimmung des Menschen. Sie ist alternativlos; es gibt keine Ersatzbestimmung. Und das, nur das, ist die neue Schöpfung in uns, der neue Mensch, die wahre Menschlichkeit. In aller Bescheidenheit und aller großen Unvollkommenheit, aber nie selbstgefällig und bequem, immer pilgernd, immer suchend, immer weitergehend, immer unterwegs, in vielen kleinen Schritten, mit vielen Rückschritten und Fehltritten, und doch immer weiter auf die eine, wahre Liebe des einen, wahren Menschen zu.



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