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Ostern
Leitmotiv: Die Auferstehung
Wochenspruch: „Ich war tot, und siehe,
ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel
des Todes und der Hölle.”
Offenbarung 1,18 |
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Donnerstag:
Johannes 20,11-18
Dieser Text deutet darauf hin, dass es einen natürlichen Bereich zwischen Jenseits und Diesseits
gibt, der noch dem Diesseits angehört, denn das Jenseitige ist absolut jenseitig, unfassbar
für unsere Sinne und unseren Verstand. Anders lässt sich die Aussage „Rühre mich nicht an,
denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“, wohl kaum erklären. An diesen
Zwischenbereich ist auch bei den Totenauferweckungen des Jünglings zu Nain und des
Lazarus zu denken und wahrscheinlich spielen sich auch die Nahtoderlebnisse an der Grenze
dorthin ab. Kein Nahtoderlebnis ist ein Jenseitserlebnis, es geht nur über den Horizont der
Erfahrung diesseits des biologischen Todes hinaus. Es ist aber nicht gesagt, dass der
biologische Tod jegliche Verbindung mit dem Diesseits gleich auflöst. Dazu könnte passen,
dass die Bibel auch von einem „zweiten“ Tod spricht.
Vielleicht hat dieser Zwischenbereich mit dem zu tun, was wir vorgestern als das
surrealistische Eintauchen unter die Oberfläche des Wahrnehmens bezeichnet haben.
Er mag die Quelle von Spiritualität, Kreativität und des tieferen Empfindens und
Verstehens überhaupt sein, ferner die Quelle alles selbstevidenten Wissens, das
nicht mehr aus einem vorgängigen Wissen abgeleitet werden kann.
Zum Wesen dieses Zwischenbereichs gehört es wohl, dass er nicht aufgedeckt werden
und dort, wo er auftaucht, nicht festgehalten werden kann. Er wirkt in die erfahrene
Diesseitigkeit über der Oberfläche hinein, möglicherweise viel stärker als wir denken.
Er ist aber weder empirisch noch logisch zugänglich. Er ist okkult, was nicht „böse“
oder „teuflisch“ bedeutet, sondern „verborgen“. Die Versuche, seine Inhalte an die
Oberfläche zu ziehen, nennt man Okkultismus. Der Okkultismus ist darum irreführend
und gefährlich, weil er die Grenze überschreitet und versucht, aus dem Glaubensbereich
des Unsichtbaren einen verfügbaren Wissensbereich zu machen.
Maria kann das, was aus dem Zwischenbereich an sie herantritt, nicht deuten.
Sie assoziiert das Nächstliegende. So gehen wir wahrscheinlich mit Phänomenen,
die dem Zwischenbereich entstammen, grundsätzlich um. Darin mag auch ihre Gefahr
liegen: Wir gehen in die Irre mit unseren Deutungen. Erst als Jesus sie anspricht,
erkennt sie ihn. Dieses persönliche Angesprochensein ist letztlich der wahre
Aufer- stehungstrost: Das Wissen um die lebendige Gegenwart Jesu, das wir nicht
begründen können. Ein intuitives Wissen, das dem intuitiven Hören geschenkt
ist.
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