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Palmarum
Leitmotiv: Der Passionsweg
Wochenspruch: „Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben.” Johannes 3,14-15 |
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Samstag: Wochenspruch
Die Erhöhung des Menschensohns ist allertiefste Erniedrigung. Diese Erhöhung in der Erniedrigung
des wahren Menschen Jesus ist die Voraussetzung dafür, dass wir Menschen wahres Leben finden.
Jesus hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er darunter keine magische Heilsvermittlung
versteht, die sich irgendwie durch einen Ritus auf uns überträgt, etwa durch die Sakramente,
sondern unsere Teilhabe am ewigen Leben sich im Vollzug aktiver Nachfolge ereignet. Der Glaube,
durch den das geschieht, ist aktives Vertrauen. Nachfolge knüpft nicht bei der Glorie des zum
Himmel entrückten auferstandenenen Christus an, sondern bei seinem Weg nach Jerusalem zum
Kreuz. Die Teilhabe am ewigen Leben ist somit immer zugleich auch Teilhabe am Leiden Christi.
Somit führt auch für uns der Weg des Lebens hinauf hinab. Anders geht es nicht. Wahres Leben
wird nur, indem es sich durch einen engen Geburtskanal ins Dasein zwängt. Es gibt kein
menschliches Wachstum ohne echte und tiefe Krisen.
Kennzeichnend für diese Krisen ist, dass wir sie uns nicht aussuchen können.
Sie kommen anders als wir denken. Darum ist auch alle Vorbereitung darauf sehr
begrenzt, außer einer: der Lernerfahrung durch die Krisen selbst. Was wir in schweren
Krisen gelernt haben, das haben wir wirklich gelernt.
Die Krisen sind nicht dazu da, unser Leben zu zerstören, sondern damit wir reifen,
und die Reifung dient unserm Glück. Nachfolge ist darum tatsächlich wahre Erfüllung.
Aber die Erfüllung stellt sich nicht nach unseren Vorstellungen ein. In den
Enttäuschungen scheitert unser Glaube, sofern er unser Eigenprodukt ist. Er kommt
darin aber zum Ziel, sofern er Gottes Werk in uns ist. Dann wird die Flamme des
Glaubens erst richtig hell, wenn wir selbst verzweifeln.
In dieser Hinsicht sind wir wirklich ganz ohnmächtig und hilflos. Wahres Leben und
wahrer Glaube sind ganz und gar Gottes Werk in uns, wir können gar nichts dazu tun.
Aber die Schritte der Nachfolge, in denen sich die Kraft des Glaubens in uns bewährt,
folgen ganz und gar aus unserer je eigenen, freien Entscheidung.
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