Reminiszere
Leitmotiv: Unsere Gottesbeziehung
Wochenspruch: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Römer 5,8



Donnerstag: Johannes 8,21-29

Der wahre Menschensohn hört das, was Gott, der Vater, sagt, und was der Vater sagt, ist Wahrheit. Der wahre Menschensohn hört es und redet es. Auf die Frage nach seiner Identität antwortet Jesus, er sei „zuerst das, was ich euch auch sage.“ An seiner Rede also zeigt sich sein Wesen: Er redet Wahrheit. An seiner Wahrheitsrede scheiden sich die Geister. Darum: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.“ Das heißt: Wenn ihr der Wahrheitsrede nicht glaubt. Wenn ihr aber hören würdet, ohne euch hinter eurem Vorurteil zu verschanzen, dann würdet ihr mich auch erkennen.

Jesus als den wahren Menschensohn zu verstehen, den wahren Menschen also, öffnet den Zugang in das Mysterium, ihn auch als den Gottessohn zu verstehen. Das ist die Reihenfolge. Der wahre Menschenssohn ist eins mit dem Vater: Der wahre Mensch steht in vollkommener Gehorsamsbeziehung zu Gott, dem Vater. Das zeigt sich in der völligen Wahrhaftigkeit des wahren Menschen.

Das Verhaftetsein in der Sünde ist das Verhaftetsein in der Lüge. Das ist nicht einfach nur die Unrichtigkeit und schon gar nicht das Unwissen, sondern es ist die Unwilligkeit zu hören als Ausdruck der Selbstgerechtigkeit. Wenn wir meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben, können wir nicht hören, aber wir müssen immerzu belehren. Weil diese Haltung bei seinen pharisäischen Gegnern sehr ausgeprägt ist, fällt die Kritik Jesu an ihnen auch sehr hart aus: „Ihr seid von unten“.

Der Satz „Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen...“ ist zweideutig. Jesus sieht voraus, dass sie ihn ans Kreuz erhöhen werden. Aber weil das Kreuz die Vollendung seines Werkes der Liebe und Wahrheit ist, wird auch die Betrachtung des Kreuzes zum Schlüssel für die Erkenntnis des wahren Menschen und seines Gottesmysteriums. Wer ihn dort erkennt, erhöht ihn durch Anbetung. Wieder ist das die Reihenfolge.

Das sind also die beiden Reihenfolgen, von denen der Text spricht: Über die Erkenntnis der wahren Menschlichkeit Jesu erschließt sich die Erkenntnis seiner Göttlichkeit und über die Erkenntnis des Kreuzes gelangen wir zur wahren Anbetung. Es ist schwer, diese beiden Reihenfolgen zu entdecken, wenn man die umgekehrte Reihenfolge gelehrt wurde. Sie erschließen sich durch die Übung des Hörens. Das ist die notwendige Bekehrung der Bekehrten, die meinen, den himmlischen Jesus gefunden zu haben. Sie werden ihn nur finden, wenn sie beim irdischen Jesus angekommen sind.



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