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Donnerstag:
Lukas 22,31-34
Jesus definiert hier „Bekehrung“ als Abkehr von der Vermessenheit eines übersteigerten
religiösen Siegesbewusstseins. Wir müssen daraus nicht folgern, dass er Bekehrung
ausschließlich so definiert, aber auch und durchaus wesentlich. Denn darin liegt auch
das Problem der pharisäischen Religiosität, die er bekanntlich scharf kritisierte. Der
religiöse Hochmut hat Jesus denn auch ans Kreuz gebracht.
Vielleicht ist der religöse Hochmut tatsächlich der perfideste, hartnäckigste und
verheerendste, weil er dadurch entsteht, dass wir unsere eigene Schwäche durch
eingebildete göttliche Kraft kompensieren. Und „mit Gott auf unserer Seite“
lässt sich dann alle Irrationalität und Unmmenschlichkeit rechtfertigen, wie
auch denen am besten drohen, die gleichgeschaltet werden sollen: Gott straft
dich, wenn du ausscherst, entweder mit einer Hölle auf Erden oder mit der
Hölle in Ewigkeit oder mit beidem.
Das Satanische konzentriert sich darauf, den religiösen Hochmut so nah an der
Wahrheit wie nur irgend möglich anzusetzen, so dass er sich sehr leicht damit
verwechseln lässt. Selbst die engsten Vertrauten Jesu sind nicht davor gefeit.
Aber die Senfkornsubstanz des Glaubens derer, denen sich die Liebe Gottes
offenbart hat, ist unzerstörbar, sie steht sozusagen unter dem Schutz der
hohenpriesterlichen Fürbitte Jesu (vgl. Joh 17). So schrecklich und nachhaltig
der Hochmut auch unter den Christen wütet, er kann das Reich Gottes nicht
aufhalten: die Liebe siegt.
Um vom Hochmut geheilt zu werden, brauchen wir demütigende Erfahrungen. Demut
ist nichts anderes als lebensfreundlicher Realismus. Die Kraft der Demut wirkt
dann heilend auf uns ein, wenn unsere Illusion, besonders erleuchtete
Extramenschen zu sein, der Nüchternheit weicht und uns der Glaube nicht
mehr dazu dient, uns selbst groß und andere klein zu machen, sondern nur
noch zum Trost.
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