Invokavit
Leitmotiv: Anfechtung und Versuchung
Wochenspruch: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ 1. Johannes 3,8



Donnerstag: Lukas 22,31-34

Jesus definiert hier „Bekehrung“ als Abkehr von der Vermessenheit eines übersteigerten religiösen Siegesbewusstseins. Wir müssen daraus nicht folgern, dass er Bekehrung ausschließlich so definiert, aber auch und durchaus wesentlich. Denn darin liegt auch das Problem der pharisäischen Religiosität, die er bekanntlich scharf kritisierte. Der religiöse Hochmut hat Jesus denn auch ans Kreuz gebracht.

Vielleicht ist der religöse Hochmut tatsächlich der perfideste, hartnäckigste und verheerendste, weil er dadurch entsteht, dass wir unsere eigene Schwäche durch eingebildete göttliche Kraft kompensieren. Und „mit Gott auf unserer Seite“ lässt sich dann alle Irrationalität und Unmmenschlichkeit rechtfertigen, wie auch denen am besten drohen, die gleichgeschaltet werden sollen: Gott straft dich, wenn du ausscherst, entweder mit einer Hölle auf Erden oder mit der Hölle in Ewigkeit oder mit beidem.

Das Satanische konzentriert sich darauf, den religiösen Hochmut so nah an der Wahrheit wie nur irgend möglich anzusetzen, so dass er sich sehr leicht damit verwechseln lässt. Selbst die engsten Vertrauten Jesu sind nicht davor gefeit. Aber die Senfkornsubstanz des Glaubens derer, denen sich die Liebe Gottes offenbart hat, ist unzerstörbar, sie steht sozusagen unter dem Schutz der hohenpriesterlichen Fürbitte Jesu (vgl. Joh 17). So schrecklich und nachhaltig der Hochmut auch unter den Christen wütet, er kann das Reich Gottes nicht aufhalten: die Liebe siegt.

Um vom Hochmut geheilt zu werden, brauchen wir demütigende Erfahrungen. Demut ist nichts anderes als lebensfreundlicher Realismus. Die Kraft der Demut wirkt dann heilend auf uns ein, wenn unsere Illusion, besonders erleuchtete Extramenschen zu sein, der Nüchternheit weicht und uns der Glaube nicht mehr dazu dient, uns selbst groß und andere klein zu machen, sondern nur noch zum Trost.



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