Estomihi
Leitmotiv: Der Weg zum Kreuz
Wochenspruch: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ Lukas 18,31




Predigt
zum Text
Sonntag: Markus 8,31-38  Evangelium

Jesus stellt hier eine entscheidende Weiche für seine Nachfolger zwischen dem, was menschlich ist und dem, was göttlich ist. Indem er Petrus einen „Satan“ nennt, spricht er sich keineswegs gegen das Menschliche aus, sondern gegen die Versuchung, das Göttliche um des Menschlichen willen zu verleugnen.

Verleugnung ist etwas anderes als Leugnung. Leugnung ist die Behauptung, etwas sei gar nicht vorhanden. Verleugnung bestreitet das Vorhandende nicht, verändert aber die Bewertung, die es vorher hatte. Ein Sohn, der seinen Vater verleugnet, sagt zum Beispiel: „Leiblich ist er zwar mein Vater, aber nicht darüber hinaus.“

Jesus stellt Gottesverleugnung und Selbstverleugnung gegeneinander. Entweder verleugnen wir Gott oder uns selbst. Petrus verleugnet in diesem Augenblick Gott. Die Gottesverleugnung besteht nicht darin, dass wir ihn leugnen, sondern darin, dass wir ihm die Vertrauenswürdigkeit absprechen, wenn wir ein Kreuz zu tragen haben. Jesus spricht nicht davon, dass wir uns Kreuze suchen sollen. Er geht davon aus, dass sie von selbst kommen, bei jedem Menschen. Darum redet er im zweiten Teil des Abschnitts auch zum ganzen versammelten Volk. Der Vater lässt die Kreuze zu und ordnet sie unserem Leben ein. Sie legen sich nicht einfach auf uns, sondern sie stellen sich vor uns. Jedes Kreuz stellt die Frage an uns, ob wir es annehmen wollen oder nicht. Darum geht es: Das Kreuz auf sich auf sich zu nehmen heißt das Kreuz anzunehmen. Anders lässt sich kein Leidensweg bewältigen. Annehmen bedeutet, die Sorge loszulassen und am Vertrauen festzuhalten. Wenn wir die Sorge festhalten, lassen wir das Vertrauen los: wir verleugnen Gott. Wenn wir die Sorge loslassen und am Vertrauen festhalten, verleugnen wir uns selbst.

Wenn der Kreuzweg richtig schwer wird, dann wehrt sich alles in uns gegen das Loslassen. Das war auch bei Jesus so. Daraus entstand sein schwerer innerer Kampf in Gethsemane. Da erlebte er den puren Widerstand seines ganzen Menschseins gegen den Kreuzweg, und der äußerte sich als pure Angst und Verzweiflung. Es schien nichts Vertrauenswürdiges mehr an seinem Vater zu geben. Aber er hielt trotzdem unbeirrt am Vertrauen fest. Und darum kam er zum Ziel. Das gilt für alle Kreuzwege: Durch das Festhalten am Vertrauen sind sie die dunklen Täler auf dem Weg zur grünen Weide und zum frischen Wasser.



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