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Sexagesimä
Leitmotiv: Was Gottes Wort bewirkt
Wochenspruch: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet,
so verstockt eure Herzen nicht.“
Hebräer 3,15 |
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Donnerstag:
Jesaja 55,6-13
Das ist eine sehr freundliche, liebevoll werbende Einladung, den Käfig des geschlossenen
Denksystems, in dem Gott allenfalls ein Faktor unter anderen ist, zu öffnen. Verlassen
können wir unser Denksystem nicht, denn wir können Gottes höhere Gedanken nicht denken.
Aber wir können uns diesen höheren Gedanken öffnen. Das gelingt nur, wenn wir einen
grundlegenden Unterschied zwischen seinen und unseren Gedanken machen. Gott teilt
sich uns mit, so wie es in diesem Text geschieht, aber dennoch bleiben seine Gedanken
immer die höheren, so wie die Gedanken eines Menschen höher sind als die seines Hundes.
Es sind nicht nur schwierigere Gedanken in Zusammenhängen, die wir nicht wahrnehmen
können, sondern es sind qualitativ andere Gedanken eines anderen, höheren Wesens,
wesenhaft andere Gedanken also. Aber der Mensch kommuniziert mit seinem Hund,
und wenn er ihn liebt, dann auf eine Weise, die dem Hund als solchem gerecht wird,
die er aus seiner Hundeperspektive versteht und bejaht. Es gibt trotz der
Wesensverschiedenheit etwas stark und wahrhaftig Verbindendes zwischen Hund
und Mensch, in dem beide ganz ihrem Wesen nach ihr Glück finden. Der Hund ist
glücklich, wenn sein Mensch ihn liebt, der Mensch ist glücklich, wenn sein Hund
ihn liebt.
Wir können das ohne Weiteres auf die Beziehung zwischen Mensch und Gott übertragen.
Nur das Niveau ist ein anderes: Wir sind keine Hunde und Gott ist kein Mensch. Beides
klingt banal, aber beides scheinen wir nicht leicht zu begreifen und zu beherzigen.
Auf das Verbindende kommt es an. Das, was unterschiedliche Wesen miteinander verbindet
und gemeinsames Glück hervorbringt, ist die Liebe.
Die Liebe hat eine vertikale und eine horizontale Dimension und der Schnittpunkt
dieser beiden Dimensionen sind wir selbst. Diese beiden Dimensionen lassen sich
nicht voneinander trennen: Wo Gottesliebe ist, da ist auch Nächstenliebe, und
wo Nächstenliebe ist, da ist auch Gottesliebe.
Dass Gottes Beziehung zu uns reine Liebe ist, leuchtet uns nicht unbedingt ein,
weil sein Denksystem so ganz anders ist als unseres und wir darum so vieles nicht
verstehen. Darum muss es uns liebevoll zugesprochen werden: Wenn wir uns Gottes
Gedanken anvertrauen, finden wir unser Glück, denn Gott ist ganz und gar barmherzig,
ohne Groll unseren Mängeln gegenüber, und mächtig, die garstigsten Lebensverhältnisse
in Paradiese zu verwandeln. Und das wird er auch tun, wenn wir ihm vertrauen. Das
verspricht uns dieser Text.
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