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Montag:
1. Korinther 9,24-27
Paulus spricht hier nicht vom Extraprogramm für den Extrachristen in Analogie
zum Profisportler, sondern er spricht von der ganz normalen Berufung. Jeder
ist berufen, alles dafür zu tun, um den Siegeskranz zu erringen, mit der
gleichen vernünftigen Entschiedenheit wie ein Profisportler. Das ist nicht
nur ein Bild zum Vergleich, sondern es gibt auch einen echten Schnittpunkt
zwischen dem Sportler und dem Christen: die vernünftige „Bezwingung“ und
„Bezähmung“ des Leibes. Vernünftig ist sie, weil hier nicht sinnlos Kraft
verpulvert wird wie bei einem Boxer, der seine Schläge ins Leere setzt,
sondern ein sorgsames, klar strukturiertes, zielgerichtetes Aufbautraining
verfolgt wird, das den Leib fordert, mitunter bis über die gefühlte Grenze,
aber dennoch nicht überfordert. Das sind sehr bewusst gesteuerte Verhaltensweisen.
Paulus geht es um die Verhältnisbestimmung von Leib und Geist. Der Leib soll
unseren geistigen Zielen so gut wie möglich dienen, wie ein gutes Pferd dem Reiter.
Das ist so wenig leibfeindlich wie ein guter Reiter Feind seines Pferdes ist.
Der gute Reiter fordert sein Pferd, aber so, dass es gern tut, was es soll.
Die gute Reitkunst bleibt immer etwas Spielerisches, bei aller noch so intensiven
und geduldigen Trainingsarbeit; sie hütet sich vor der Verbissenheit, dem
tierischen Ernst, dem übertriebenen Ehrgeiz. Nur wer eine sehr gute
Vertrauensbeziehung zu seinem Leib hat, nur wer ihn sehr gut kennt und
liebt, kann ihn vernünftig „bezwingen“ und „bezähmen“. Darauf ist der
Leib angewiesen, denn ohne die Vorherrschaft mental verorteter Werte und
Ziele bleibt ihm nur das animalisch Triebhafte. Dem Menschen tut das nicht gut.
Das Christentum realisiert sich in leibhaftiger Selbstdisziplin oder es findet
nicht statt.
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