Letzter Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Die Verklärung
Wochenspruch: „Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Jesaja 60,2



Montag: 2. Korinther 4,6-10

„Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ Der Satz will genau betrachtet sein:

1.) Wenn Licht aus der Finsternis hervorleuchtet statt in die Finsternis hinein, wie wir erwarten würden, dann ist das Licht entweder ein Produkt der Finsternis oder es ist eine neue Schöpfung. Ersteres kann nicht sein, also bleibt nur Letzteres. Das heißt: Das Licht des Glaubens in unseren Herzen ist Gottes Produkt in uns. Darum kann es nicht verlöschen, mag der Docht auch nur noch glimmen.

2.) Sinn dieses Lichtes ist aber nicht glimmender Docht, sondern heller Schein zu sein. Wenn es uns erleuchtet, entsteht dadurch wiederum Erleuchtung in unserer Umwelt, so wie mit einer brennenden Kerze die nächste angezündet wird.

3.) Diese Erleuchtung in uns und den Andern bringt nicht uns selbst zum Vorschein, sondern das „Angesicht Jesu Christi“. Das Licht des Glaubens macht sein Antlitz für uns sichtbar: Wir sehen niemand als Jesus allein (Text von gestern). Die Leuchtrichtung des Glaubenslichts ist nicht ich-zentriert, auch nicht du-zentriert, sondern Jesus-zentriert. Das heißt nicht, dass wir uns und die Andern nicht auch in diesem Licht betrachten und verstehen, aber immer nur im Bezug auf sein Antlitz.

4.) Unser Glaubenslicht vereint sich auf diese Weise mit dem Licht, das von Gott selbst ausgeht. Wenn unser Glaubenslicht dem Schein dieses Lichtes begegnet („Herrlichkeit“ ist besser mit „Schein“ zu übersetzen), dann blendet er uns nicht. Der unsichtbare Gott erscheint sichtbar für uns, seine Sichtbarkeit ist das „Angesicht Jesu Christi“.

5.) Dieses Angesicht sagt uns, dass wir von Gott und bei Gott angesehen sind. Es ist reine Freundlichkeit. Es ist die Liebe. Wenn wir sie durch das Licht des Glaubens sehen, schwindet alle Furcht.

Weil Paulus Erleuchtung in dieser Weise erfährt, kann er die beängstigenden, hässlichen Erfahrungen seines Lebens positiv bewerten. Sie können nicht daraus hervorgehen, dass Gott gegen ihn ist. Das „Angesicht Jesu Christi“ überzeugt ihn von der vollkommenen Vertrauenswürdigkeit Gottes unter allen Umständen. Damit hat die Möglichkeit, Gott würde ihn aus unverständlichen Gründen drangsalieren, etwa um ihn sehr hart zu erziehen oder zu bestrafen, in seiner Logik keinen Platz. Es muss ihm wirklich alles zum Besten dienen. Das Beste erkennt er in der Wahrnehmung, dass die Anfechtung, wie stark sie auch sei, immer nur die Funktion eines Blasebalgs haben kann: Sie kann die Flamme des Glaubens nie auslöschen, sie kann sie immer nur entfachen. Darin bewahrheitet sich, dass nichts ihn von der Liebe Gottes trennen kann.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020