3. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Christus für alle Welt
Wochenspruch: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Lukas 13,29



Montag: Römer 1,14-17

Wenn Paulus hier den Römern schreibt, dass er sich den Griechen gegenüber in der Pflicht weiß, dann spricht er von der griechischen Kultur, die von den Römern aufgenommen worden war. Deren geistiges Zentrum ist wiederum die Philosophie. Paulus parallelisiert dementsprechend „Griechen“ und „Weise“ - ohne einen Hauch von Vorbehalt und Kritik. Bezeichnend ist aber, dass er zunächst nicht Griechen und Juden gegenüberstellt, sondern Griechen und Nichtgriechen im Allgemeinen - Griechen und Römer pflegten die nichtgriechischen Gesellschaften “Barbaren“ zu nennen. Paulus geht hier sogar so weit, dem in gewisser Weise zuzustimmen, indem er die „Nichtgriechen“ pauschal als „Nichtweise“ bezeichnet.

Davon hebt er nun aber die Juden deutlich ab. Denn dorther kommt die Weisheit des Evangeliums. Diese Weisheit muss sich vor der Weisheit Griechenlands nicht verstecken: Paulus schämt sich ihrer nicht. Diese Weisheit muss die Weisheit Griechenlands aber auch nicht ausstechen, abwerten und bekämpfen. Doch tun jene Weisen wie auch die Nichtweisen gut daran, sich dieser Weisheit nicht zu verschließen, weil sie die rettende Kraft Gottes für alle Menschen ist, gleich welcher Herkunft, gleich welcher Religion, gleich welcher Bildung.

Im Mittelpunkt der griechisch-römischen Weisheitslehren steht die Idee der Gerechtigkeit. Dem stimmt Paulus zu und daran knüpft er an. Er wird im Folgenden dann noch sehr deutlich ausführen, dass sich in dieser Idee tatsächlich Judentum und Griechentum ganz einig sind, denn sie ist dem Menschen ins Herz geschrieben.

Paulus rüttelt in keiner Weise an den praktisch-philosophischen Überlegungen seiner Zeit zur Gerechtigkeit, die vor Menschen gilt. Darum wird er auch im ethischen Teil des Briefs an die Christen appellieren, dem römischen Staat gegenüber loyal zu sein, und darum weist seine Ethik wie die des ganzen Neuen Testaments eine sehr hohe Übereinstimmung mit den ethischen Maximen der zeitgenössischen Philosophie auf. Aber er thematisiert jetzt, in notwendiger Ergänzung dazu, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Und er stellt von vornherein die Weiche: Hier geht es nicht um ein anwendbares Wissen, sondern um den Glauben. Und nur durch den Glauben erschließt sich diese Weisheit.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020