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Inhaltliche Zusammenfassung
Das Gesetz, also die Weisung der zehn Gebote, die im Liebesgebot zusammengefasst und erfüllt
sind, ist nach christlichem wie auch nach jüdischem Verständnis der Weg zur Freude. Davon
redet der Wochenspruch (Joh 1,17). Gott hat diesen Weg für uns vorgesehen und er bekräftigt,
ermutigt und bestätigt uns in unsrer Bereitschaft, ihn zu gehen. Weil Gott uns diese
Möglichkeit schenkt und weil wir dort die Freude finden, nach der wir uns sehnen,
ist dieser Weg Gnade, also freundliche Zuwendung Gottes. Zugleich ist es der Weg
der Wahrheit im Sinne von Wahrhaftigkeit und Stimmigkeit: Es ist der Weg, der für
uns Menschen passt, der Weg, auf dem wir unser Menschsein zur Entfaltung bringen.
Das ist es, was uns Freude macht.
Das Evangelium dieser Woche (Joh 2,1-10) vertieft diesen Gesichtspunkt durch das Symbol
der Wandlung des Wassers zu Wein. Gott kompensiert unsere Leidensscheu nicht durch Wunder.
Er hilft gern, aber die Voraussetzung dafür ist, dass wir ehrlich zu unseren Mängeln
stehen und nicht unsere eigene Verantwortung für deren Überwindung an ihn delegieren.
Was in unserer eigenen Macht steht, obliegt auch unserer eigenen Verantwortung. In dem
Maß, wie wir ehrlich bereit sind, sie zu übernehmen, dürfen wir auch mit dem Erbarmen
Gottes rechnen, das aus unseren bescheidenen Maßnahmen etwas ganz Wunderbares werden
lässt.
Der Text aus dem Römerbrief (Rö 12,9-16) fokussiert den Weg zur Freude im
Zwischenmenschlichen. Es ist der Weg wahrer Konstruktivität. Die Freude der
Gemeinschaft findet sich weder dort, wo sentimental oberflächlich Böses geleugnet
oder geschönt wird, noch dort, wo wir andere pauschal ihrer wirklichen oder
vermeintlichen Übeltaten wegen verurteilen. Aus dem Guten, Konstruktiven,
das sich verwirklicht, wenn wir uns davor hüten, entsteht die wahre Freude
liebevollen Miteinanders.
Die Erfahrung der Freude an der Gemeinschaft mit Gott, davon redet der alttestamentliche
Text aus Exodus (Ex 33,15-23), kann sich nur im Spannungsfeld des „Dennoch“ (vgl. Ps 73)
verwirklichen. Es ist die Freude an dem, was wir einerseits tröstlich erleben,
andererseits aber auch nicht sehen und fassen können. Die Unsichtbarkeit Gottes
erleben wir vielmehr als existenzielle Bedrohung und Anfechtung. Der Trost erreicht
uns weniger durch sichtbare Zeichen als durch die Überzeugungskraft der göttlichen
Stimme, die uns seine Barmherzigkeit zusagt.
Der Korinthertext (1Kor 2,1-10) thematisiert die Freude in der Berufung zum Dienst.
Ihre Voraussetzung ist, dem Evangelium von der Wandlung des Wassers zu Wein entsprechend,
unser Mut, den Einwänden, Grenzen und Schwächen zum Trotz der Berufung zu folgen, die
sich uns offenbart, wenn wir achtsam und wahrhaftig nach dem Weg fragen. Die Begabung
dazu ist demgegenüber keineswegs unbedeutend, aber zweitrangig. Gottes Kraft ist
in dem Schwachen mächtig (2Kor 12,9).
Die Frage der Erst- und Zweitrangigkeit behandelt auch der Markustext (Mk 2,18-22).
Es geht um die Freude der Erneuerung. Autoritäre Glaubenssysteme, bei denen die Form
den Inhalt verkümmern lässt oder gar ersetzt, sind ohne echte Freude. Ein begeisterndes,
wirklich erfreuliches Christentum findet sich nur dort, wo sich Glaubensinhalte nicht
nur erneuernd wandeln dürfen, sondern auch Formen finden, die dem Wandel entsprechen.
Der Hebräertext (Hb 12,12-22) richtet schließlich den Blick nochmals auf die Freude des
Glaubens. Typisch für den Hebräerbrief ist, dass er die Freude am offenbaren Gott an
manchen Stellen scharf mit der Angst vor dem verborgenen Gott kontrastiert. „Die Hölle
ist nach einer tiefsinnigen Deutung der Ort ohne Freude“, schreibt Wilhelm Stählin;
„das wirklich Böse ist ohne die Fähigkeit zur Freude.“ Damit mag treffend die
motivierende Sorge in den Warnungen des Hebräerbriefs zum Ausdruck gebracht sein.
Freude kann gewiss nicht befohlen oder gar unter Drohung erzwungen werden. Aber es
gibt keine Alternative dazu. Freudlosigkeit ist Tod, Freude ist Leben.
Vorschläge zur Vertiefung
- Was hat Sie bei der Beschäftigung mit dem Thema der Woche und den Texten
dazu am meisten bewegt? Was bedeutet das für Sie?
- Suchen Sie weitere Bibelstellen zum Thema Freude und meditieren Sie ihre Bedeutung.
- Was gefährdet Ihre eigene Lebens- und
Glaubensfreude am meisten? Wie stärken Sie sich gegen diese Gefahr?
- Worin liegt die Freude Ihrer persönlichen Berufung?
- Auf welche Weise können und wollen Sie anderen Menschen
„Gehilfen zur Freude“ (2Kor 1,24) sein?
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