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Sonntag:
Johannes 2,1-10
Evangelium
Als erstes Zeichen Jesu hat dieses Wunder vielleicht auch eine wegweisende Bedeutung
für das zeichenhafte Handeln Jesu überhaupt und seine Auslegung. Die Geschichte scheint
einen doppelten Hinweis darauf zu beinhalten, wie wir das Zeichen zu verstehen haben:
Erst drängt Maria ihren Sohn dazu, seine besondere Vollmacht durch ein Wunder zu
erweisen – die Gelegenheit sei doch jetzt einzigartig günstig. Jesus weist das ab.
Er lässt sich grundsätzlich nicht dazu nötigen, Wunderkräfte zu beweisen und auf
triumphale Art Probleme zu lösen. Er hilft, aber er tut es stets zeichenhaft.
Die Zeichen stehen im Dienst der Verkündigung und Verkündigung ist Lehre.
Die Zeichen lehren uns also etwas: zu glauben und zu leben. Und darin liegt
nun bei diesem Zeichen der doppelte Hinweis. Jesu Antwort auf Maria weist
ihren Wunsch nach einem Wunder, das die aktuelle Notlage ohne menschliches
Zutun behebt und dabei auch noch alle überzeugt, zurück, und genau analog
verhält er sich auch danach: Wasser in die Krüge zu füllen ist die nächstliegende,
wenn auch (im wahrsten Sinn des Wortes) nicht gerade berauschende Lösung des
Problems der Durststillung, wenn man etwa falsch kalkuliert hat und der Wein
ausgeht. Mit anderen Worten: Wer die eigenen, wenn auch demütigend bescheidenen
Möglichkeiten nicht nutzt, braucht auch nicht mit Wundern Gottes zu rechnen.
Maria scheint das aus der Antwort Jesu herauszuhören. Darum schwenkt sie um von
der Wundererwartung zur Erwartung einer ganz pragmatischen Anweisung Jesu: „Was
er euch sagt, das tut.“ Das klingt ganz nach Bergpredigt. „Wer tut, was ich...“
– sehr praxisbezogen, sehr vernünftig, sehr anspruchsvoll, aber auch menschlich
ganz gewiss erfüllbar – “...euch mit dieser Rede sage, der baut sein Haus auf
Fels“, sagt Jesus dort. Das ist die Wegbereitung – Tun des Gebotenen. Darauf
antwortet Gott mit seiner Gnade.
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