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Dienstag:
Exodus 33,15-23
Mose verlangt nach Vergewisserung seiner Berufung. Gewiss kann er nur sein, wenn Gott
ihn seine Nähe wissen lässt. Dieses Wissen erfährt Mose zunächst durch die erneute
Zusage, dass Gott ihm vorangehen wird. Aber damit gibt sich Mose nicht zufrieden.
Gott geht auf ihn ein. Er verstärkt die Zusage durch die Erfahrung des Getragen-
und Geschütztseins: Gott stellt Mose auf einen Fels und zugleich in eine schützende
Kluft. Schutzbedürftig ist Mose gerade hier, am Zielpunkt seiner größten Sehnsucht,
dass ihn nichts mehr von Gott trennt. Als Gottes Weg zu Mose diesem so nahe kommt
wie eine Tangente dem Kreis, hält Gott seine Hand über Mose, um ihn zugleich vor
dieser Nähe zu bewahren. Der feste Boden und die schützende Hülle, worin Mose
geborgen ist, Moses feste Burg, behütet ihn nicht vor irgendwelchen
außergöttlichen Gefahren, sondern vor Gott selbst. Das ist ein typisches
alttestamentliches Motiv. Besonders ausdrucksstark findet es sich in
Noahs Rettung, Abrahams Isaakopferung, Jakobs Kampf mit dem dunklen
Engel und der Hiobgeschichte. Das ist die Dialektik des Glaubens.
Vor Gott finden wir bei Gott Schutz und Hilfe. Im Schrecken seiner
Nähe erreicht uns der Trost seiner Nähe.
Das Ende dieser mystischen Szene ist wie ihr Anfang: Gott geht voran und Mose
schaut ihm hinterher, daran hat sich nichts geändert und dabei wird es bleiben.
Aber Mose deutet nun die Spuren anders, denen er folgt; zuversichtlicher,
gewisser, vertrauter. Der sehr nahe gekommene Zuspruch der Gnade und
Barmherzigkeit klingt tröstlich weiter.
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