1. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Die Bedeutung der Taufe Jesu
Wochenspruch: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ Römer 8,14



Sonntag: Matthäus 3,13-17  Evangelium
Exegetische Materialien

1.) Jesus ist und wird ganz Mensch. Er verzichtet mit dieser Taufe auf jede Exklusivität. Er begibt sich ganz in die Gemeinschaft der Sünder.

2.) Ob bei Jesus oder bei seinen Nachfolgern: Wo das geschieht, lässt sich Gottes Geist herab. Daran hat Gott Wohlgefallen. Evangelistische und seelsorgerliche Vollmacht wird durch ein ganzes ja zur Menschlichkeit erreicht. Der evangelikale Evangelist Kemmner sagte zu Recht: „Es ist das Geheimnis aller Seelsorge, daß die Tür zum Herzen des anderen nie von oben herab gefunden wird, sondern immer nur von unten herauf.“ Von unten herauf, aus dem Wasser des Jordan, kommt Jesus zu uns, und so kommt Gott in ihm zu uns herab. Dieses wahre Mitmensch-Werden will Gott - gerade darin zeigt sich, dass Jesus Gottes Sohn ist - und darin zeigt sich, dass wir Gottes Kinder sind. Wir wollen nichts Besseres sein. Wir wollen aber lernen, wie wir für andere da sein können.

3.) Der Evangelist Moody sagte: Ein Boot gehört ganz ins Wasser, aber das Wasser gehört nicht ins Boot. Ein Grund für christliche Weltfremdheit liegt darin, sich vor der Welt bewahren zu wollen. Am besten lässt man das Boot so wenig Berührung mit dem Wasser wie möglich haben, dann wird es auch nicht vollaufen. Am besten gar nicht ablegen, dann kann uns auch kein Sturm überraschen. Dennoch: Gott ließ es zu, dass die Jünger auf dem See Genezareth so von Wellen bedrängt wurden, dass sie sicher waren, jetzt unterzugehen. Nur Jesus blieb ganz ruhig, tadelte ihren Kleinglauben und zeigte, dass dem, der vertraut, die gefährlichen Wogen nichts anhaben können.

4.) Jesus taucht durch die Taufe in die Gemeinschaft der Sünder ein, und dies nicht ur oberflächlich. Er muss nun, als wahrer Mensch unter Menschen, auch die Tiefen dunkler menschlicher Erfahrung ausloten. Gottes Geist führt ihn da hinein. Die Engel geleiten und bewahren ihn, aber er muss hindurch. Im Hebräerbrief heißt es: „Er mußte in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selbser gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“ Daran dürfen wir uns als Christen auch halten, wenn wir selbst durch Krisen gehen. Wir sollen uns erinnern, dass Jesus als der Gute Hirte das sehr verstehend mitvollzieht, was wir zu leiden haben, was es auch sei. Und wir dürfen uns das Ziel solcher Erfahrungen bewusst machen: Dass wir ganz menschlich und barmherzig dadurch werden.

5.) So kann die tatsächliche Erfüllung mit dem Heiligen Geist das genaue Gegenteil eines Hochgefühls hervorbringen, nämlich die Erfahrung von Wüste: Einsamkeit und Versuchung. Davon redet der nächste Abschnitt.



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