|
Freitag:
Jesaja 42,1-9
Als Christen personifizieren wir diesen „Gottesknecht“ in Jesus Christus. So wie Gott selbst
in ihm Gestalt angenommen hat, nimmt wiederum er Gestalt an unter uns Menschen durch den
Heiligen Geist. Das ist die unsichtbare Kraft der befreienden Veränderung, die sich nur
in ihren Wirkungen erweist. Von denen spricht der Text: Das Gebrochene und Entkräftete
erfährt den Schutz und die Bedingungen, um sich regenerieren zu können. Gerechtigkeit
breitet sich aus in alle Welt hinein, mit anderen Worten: gegenseitige soziale
Verantwortung wird zur gesellschaftlichen Norm. Und weiter: Menschen, die in
Umständen gefangen sind, aus denen sie sich selbst nicht befreien können,
erfahren Rettung von außen. Metaphorisch gesprochen sind das die Blinden und
Eingekerkerten.
Das Prophetenwort verspricht, dass sich dies unaufhaltsam und ganz gewiss
ereignen wird, und es geschieht nicht nur irgendwann in unbestimmter Zukunft,
sondern immer auch schon in der Gegenwart: Das früher Verkündete ist gekommen
und das heute Verkündete wird kommen. Die unsichtbare Gegenwärtigkeit des
Gottesknechts verwirklicht sich zu jeder Zeit.
An uns liegt es, der Prophetie mehr zu glauben als dem Schein der widersprüchlichen
Erfahrung, der in Wirklichkeit gar nicht Schein ist, also Licht gibt, sondern
verdunkelnder Schatten, Wolken vergleichbar, die sich vor die Sonne schieben.
Wenn sich auch der ganze Himmel ganz verfinstert, bleibt doch der
unauschlöschliche glimmende Docht als Zeugnis der Wahrheit im Herzen,
Zeugnis des Lichts der Sonne, das, wenn auch nur noch ganz schwach,
die Wolken durchdringt, und das sie bald durchbrechen und vertreiben wird.
|
|