4. Advent
Leitmotiv: Die Freude über Gottes Ja
Wochenspruch: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Philipper 4,4-5



Sonntag: Lukas 1,46-55  Evangelium

Gottes Kommen in die Welt vollzieht sich nicht anders als in der Erhöhung einer erniedrigten Frau. Sie repräsentiert alle Erniedrigten, besonders aber ihr eigenes erniedrigtes Geschlecht. Die antike Kultur im Mittelmeerraum war seit Menschengedenken männlich dominiert, sehr zu Lasten der Frau. Das Männliche wurde als das wahre, starke, ursprüngliche Menschsein angesehen, das Weibliche allermeist verachtet und verdächtigt. Wie ungeheuer mächtig und verbreitet diese Asymmetrie des Menschenbildes ist, zeigt die Weltgeschichte bis heute sehr deutlich.

Darum sind weder das Attribut „Mutter Gottes“, das Maria in der frühen Kirche beigelegt wurde, noch das Mysterium der Jungfrauengeburt als frühkatholizistische Verirrungen anzusehen. Das Besondere am Titel „Mutter Gottes“ ist ja nicht, dass eine Göttin einen Gott gebiert, sondern dass ein weiblicher Mensch die notwendige Voraussetzung der Menschwerdung Gottes ist. Und das Mysterium der Jungfrauengeburt verhindert, die Ursache dafür doch wiederum einem männlichen Zeugungsakt zuzuschreiben. Das Empfangen durch den Heiligen Geist ist etwas ganz anderes als das Begattetwerden durch ein männliches Wesen. Die Empfängnis Marias widerspricht der Anschaung, das Männliche sei das Verursachungs- und Gestaltungsprinzip der Schöpfungskraft, das Weibliche sei nur der passive Gegenpart dazu als der Stoff, dem das Männliche die Form gibt. Gott als der Schöpfungsgrund schlechthin ist kein Mann, sondern Gott ist Gott. Es gibt kein geschlechtliches Wesen Gottes; alles geschlechtliche Wesen stammt von Gott her, aber es ist darum nicht göttlich.

Gott ist die Liebe, in der sich die unglückliche Polarität der Geschlechter neu vereint. Die Liebe Gottes bewegt die Welt dazu, die Asymmetrie des ungerechten Männerregimes über die Frauen zu überwinden. Die Erhöhung Marias ist das initiale Wegzeichen dorthin.



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