4. Advent
Leitmotiv: Die Freude über Gottes Ja
Wochenspruch: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Philipper 4,4-5



Dienstag: Lukas 1,26-38

Der Text gesellt sich zu Marias Magnifikat (Text vorgestern). Maria ist keine Leihmutter, die sich Gott aussucht, weil er ja irgendwie das Projekt, einen richtigen Menschensohn zu haben, vollenden muss und darum nun einmal eine Frau benötigt, um das Baby auszutragen. Sondern wie Jesus der Erstgeborene wahrer Menschlichkeit sein wird, ist sie die Ersterwählte des gesellschaftlichen Umbruchs, der dem Christentum in die Wiege gelegt ist: Die Letzten sollen die Ersten sein. Zu den Letzten in ihrer Gesellschaft gehören in hohem Maß Frauen wie sie. Der Umbruch besteht darin, dass die grundsätzliche Asymmetrie des Geschlechterverhältnisses durch den Geist der Liebe, der im Christentum herrscht, überwunden werden soll. Gott schuf den Menschen in der komplementären Einheit des Weiblichen mit dem Männlichen bei völliger Gleichwertigkeit und notwendiger Bezogenheit aufeinander. Um das zu betonen, wird der Erwählungsakt Marias sozusagen durch Elisabeths Erwählung gedoppelt. An beiden geschieht dasselbe Zeichen: Unmögliches verwirklicht sich. Die scheinbar unaufhebbare Unfruchtbarkeit, höchste Schande der ohnehin schon erniedrigten Frau in diesem System, löst sich, und diese beiden, die scheinbar dazu verdammt waren, bis an ihr Ende unterdrückte und ausgebeutete Randfiguren der Gesellschaft zu bleiben, rücken in die Mitte des Heilsgeschehens; namenlose Sklavinnen werden zu hoch gepriesenen Königinnen und die Gewaltherrscher, die den Wandel mit allen Mitteln zu verhindern suchen, müssen stürzen. Das ist die prophetische Verheißung des Magnifikat.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 09.12.2018